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RatgeberSchuhe

Die Schuhindustrie ist weltweit der größte Verarbeiter von Leder – produziert wird zum Großteil in asiatischen Fabriken, allen voran in China. Die heimische und EU-weite Produktion fällt vergleichsweise gering aus. Neben den langen Transportwegen und den, oftmals bei der Herstellung eingesetzten, umweltbelastenden Chemikalien, sind auch schlechte Arbeitsbedingungen und niedrige Löhne ein großes Problem in den Produktionsländern. Beim Schuhkauf ist es deshalb besonders wichtig, darauf zu achten, wo die Materialien herkommen, wie die Schuhe hergestellt werden und dass dabei soziale Standards und Qualität eingehalten werden.

10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit beim Kauf von Schuhen

1. Nachhaltige Gütezeichen und Labels:

Entscheide dich wenn möglich für Schuhe mit vertrauenswürdigen Labels wie dem Österreichischen Umweltzeichen, Blauen Engel oder EU Eco-Label. Noch ist die Anzahl an zertifizierten Schuhen überschaubar, doch das Angebot wächst stetig.

2. Chromfreie Produkte:

Vermeide Chrom-haltige Produkte und achte bei Lederschuhen darauf, dass sie ohne schädliches Chrom VI gegerbt wurden oder entscheide dich für rein pflanzlich gegerbte und gefärbte Schuhe. Mehr über den Einsatz von Chrom bei der Verarbeitung von Rohstoffen erfährst du weiter unten

3. Herkunft:

Bevorzuge Schuhe aus europäischer Produktion für eine bessere Ökobilanz, sowie transparentere und strengere soziale Standards.

4. Weniger ist mehr:

Investiere lieber in weniger, dafür qualitativ hochwertige Schuhe, an denen du dafür länger Freude hast. Hochwertige Schuhe haben eine längere Lebensdauer und können besser repariert werden, was Geld und Rohstoffe spart.

5. Fachhandel statt Online-Schuhversand:

Wende dich an den Fachhandel für persönliche Beratung und Informationen und meide Onlinebillighändler wie Temu oder Shein. Positiver Nebeneffekt beim Kauf im Laden: du kannst die Schuhe direkt anprobieren und vermeidest unnötige Retouren, was deine Ökobilanz verbessert.

6. Vegane Schuhe – ganz ohne Leder:

Zu umwelt- und tierfreundlichen Lederalternativen zählen beispielsweise Hanf, Canvas (ein Gewebe aus Leinen) oder Bio-Baumwollstoffe. Auch aus Kork, Pilzen oder Ananas werden mittlerweile Lederalternativen hergestellt. Achte auf die Kennzeichnung „vegane Schuhe“, informiere dich aber auch hier über soziale und ökologische Standards.

7. Recycling-Materialien:

Oder entscheide dich für lederfreie Schuhe aus Recycling-Materialien oder abbaubaren Stoffen, die am Ende ihrer Tragezeit kompostiert werden können.

8. Gute Passform:

Vermeide orthopädische Probleme durch die Auswahl von gut passenden Schuhen, oder probier einmal Barfußschuhe. Lasse dich von Fachpersonal beraten.

9. Nachhaltige Produktion:

Kaufe Schuhe von Anbieter:innen mit hohen ökologischen und sozialen Standards, wie zum Beispiel hier zu finden.

10. Richtige Pflege:

Behandle pflanzlich gegerbte Schuhe gut, um ihre Langlebigkeit zu fördern. Verwende natürliche Fette und Ledermittel für Wasserfestigkeit und Geschmeidigkeit. Meide chemische Reiniger bei der Pflege.

Mehrere Schuhpaare auf einem Haufen
© Unsplash

Schuhproduktion vorrangig in Asien

Im Schnitt kauft jede:r Österreicher:in im Jahr 4 Paar Schuhe, wobei Frauen durchschnittlich zwei- bis dreimal so viele Schuhe einkaufen wie Männer. Immer mehr Konsument:innen machen sich auch beim Kauf von Schuhen Gedanken über deren Nachhaltigkeit.

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Von den Top Ten der weltweit größten Schuhproduzent:innen befinden sich sieben in Asien – rund 60 Prozent der weltweit produzierten Schuhe werden in der Volksrepublik China hergestellt. Dahinter folgen Indien (zehn Prozent), Brasilien (knapp vier Prozent) und Indonesien (3,3 Prozent). Pakistan, Bangladesch, Thailand und Mexiko teilen sich Anteile im 1-Prozentbereich. Als einziges EU-Land schafft es Italien in die Top Ten der größten Schuhproduzent:innen, gefolgt von der Türkei und dem Iran. (Stand: Jänner 2024)

Lederschuhe für Männer
© Pixabay

Weltweit größter Verarbeitungszweig von Leder

Mit 14 Milliarden Paar Lederschuhen im Jahr wird in der Schuhindustrie weltweit das meiste Leder verarbeitet. 11,5 Milliarden davon stammen aus asiatischen Fabriken, wobei auch hier China mit acht Milliarden Paar den Spitzenplatz unter den Produzenten einnimmt. Zum Vergleich: In Deutschland entstehen pro Jahr 25 Millionen Paar Schuhe, in Österreich werden jährlich rund 1,8 Millionen Paar produziert. (Quelle: Umweltzeichen 2023)

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Der weltweit hohe Fleischkonsum führt zu einem Überangebot an Tierhäuten, die günstige und schnelle Methode der Chromgerbung trägt ihrerseits zur Massenproduktion von Lederschuhen bei. Viele davon bleiben aber ungetragen und werden weggeworfen. In Österreich werden jedes Jahr 10.000 Tonnen Schuhe mit Lederbestandteilen entsorgt – EU-weit sind es Schätzungen zufolge sogar 1,2 Millionen Tonnen. Schuhe sind allerdings schlecht zu trennen und wiederzuverwerten. Viele Substanzen zersetzen sich langsam, bei der Verbrennung von chromgegerbtem Leder entsteht gesundheitsschädigendes Chrom VI. (Quelle: Global 2000)

Es werden immer wieder Versuche gestartet, recycelte Schuhe in Bodenbelägen (etwa für Sportplätze) zu verwenden. Allerdings könnten durch den Abrieb der Beläge giftige Chemikalien freigesetzt werden.

Mehrere Schuhpaare nebeneinander
© Unsplash

Problembelastete Schuhe

Werden Rinderhäute aus Brasilien verwendet, geht meist die Abholzung des Regenwaldes damit einher – denn zu 80 Prozent ist die Tierzucht dafür verantwortlich, dass Wald für neues Weideland von Rinderherden verloren geht. Bei der Gewinnung von Rinderhäuten aus Indien (Indien ist mit 400.000 Tonnen im Jahr einer der fünf größten Hersteller von Rinderhäuten) werden hingegen oft die Tierschutzbestimmungen nicht eingehalten.

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Giftige Gerb- und Farbstoffe

In 80-90 Prozent der Fälle wird zur Gerbung des Leders Chrom verwendet. Die Gerbung mit Chrom-III-Salzen ist weltweit die gängigste Methode, obwohl sie Risiken für Umwelt und Gesundheit birgt. Gesundheitsgefährdend ist sie vor allem dann, wenn es dabei zur unerwünschten Bildung von Chrom VI-Verbindungen kommt. Das sechswertige Chrom ist hochgiftig und krebserregend und kann im Gegensatz zu Chrom III leicht in die Haut eindringen. Das kann sowohl für Produzent:innen als auch Träger:innen dieses Leders gesundheitsgefährdend sein und zu Haut- und Atemwegserkrankungen führen. (Quelle:My Lab)

Der Abbau des Rohstoffes ist problematisch, da großflächige Bergbauprojekte immer wieder massive ökologische und soziale Probleme verursachen, darunter die Zerstörung ganzer Landstriche, Enteignung und Vertreibung der ansässigen Bevölkerung sowie miserable Arbeitsbedingungen in den Minen. Hauptlagerstätten von Chrom befinden sich in Südafrika (38 Prozent), Indien (20 Prozent), Kasachstan (15 Prozent), Türkei (sieben Prozent), Russland, Brasilien und Zimbabwe (je drei Prozent) sowie Finnland (zwei Prozent). Neben Chrom werden in der Schuherzeugung auch andere gesundheitsschädliche oder gar toxische Chemikalien verwendet: perflourierten Chemikalien, die in wasserabstoßenden Outdoor-Textilien zum Einsatz kommen. Weiters finden verbotene Azo-Farbstoffe, die Krebs erzeugen können, Verwendung. Sie sind gefährlich in Kombination mit Körperschweiß, der sie aus dem Leder löst. Zwar ist der Azo-Farbstoff in der EU verboten, aber Importe werden nur stichprobenartig geprüft.

Giftige Lösungsmittel in Klebstoffen

Verwendet werden außerdem giftige Lösungsmittel in Schuh-Klebstoffen, die Atemwege schädigen oder Metalle, die Kontaktallergien verursachen können. Auch das Antischimmelmittel Dimethylfumarat (DMF), das in Europa niemals zugelassen war, steckt in manchen Schuhen, wie Vergiftungsfälle in Frankreich gezeigt haben.

Schuhproduzent in Fabrik
© pixabay

Schuhproduktion und Umweltauswirkungen

Die Schuhproduktion hat erhebliche Umweltauswirkungen, insbesondere im Hinblick auf den CO2-Ausstoß. Eine Lebenszyklusanalyse für Laufschuhe zeigt, dass ein durchschnittliches Paar Sportschuhe 13,6 kg CO2-Emissionen verursacht, hauptsächlich aufgrund von Herstellungsprozessen.

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Mehr als zwei Drittel des CO2-Fußabdrucks von Laufschuhen gehen demnach auf die Produktion zurück, während die Beschaffung von Rohstoffen eine geringere Rolle spielt Die Herstellung selbst beinhaltet energieintensive Prozesse, wobei die Energiequelle, insbesondere in China, oft Kohle ist. Die Herstellung von Laufschuhen besteht aus zahlreichen Schritten und erfordert mehr als 360 Arbeitsschritte. Dieser komplexe Prozess, zusammen mit der Verwendung synthetischer Materialien, trägt zur hohen Kohlenstoffbelastung bei. Die Forschungsergebnisse sollen Schuhdesignern helfen, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren, und könnten auch dazu beitragen, die Umweltauswirkungen ähnlicher Konsumgüter effizienter zu bewerten. Trotz der großen Umweltauswirkungen der Schuhindustrie weltweit sind Bestrebungen zu nachhaltigeren Materialien und einem bewussteren Konsumverhalten notwendig, um die negativen Effekte zu minimieren.

Weiße Steine in Fußform im Sand
© Pixabay

Nachhaltige Schuhe: Worauf es ankommt

Um beim Schuhkauf nun tatsächlich nachhaltig agieren zu können, gilt es, eine Reihe von Punkten zu beachten – diese reichen von Material und Verarbeitung über Arbeitsbedingungen bis hin zu Lebensdauer, Verwertung und Transport.

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Material

Nachhaltige Schuhe bestehen aus Naturstoffen und bei der Herstellung werden keine gesundheitsschädigenden und umweltbelastenden Chemikalien eingesetzt. Dies schützt auch die Gesundheit der Schuh-Träger:innen, denn belastendes Material kann etwa Allergien hervorrufen.

Wusstest du, eigentlich? Der älteste bis jetzt entdeckte Schuh ist ca. 5.500 Jahre alt. Dieser Schuh wurde übrigens bereits mit getrocknetem Gras gedämmt.

Nachhaltige pflanzliche/vegetabile Gerbung

Die nachhaltige Alternative zur bedenklichen Chromgerbung ist die Gerbung mit pflanzlichen Gerbstoffen. Konsument:innen finden pflanzlich gegerbtes Leder unter den Bezeichnungen „altgegerbtes“ oder „lohgegerbtes“ Leder, „pflanzlich gegerbtes“ oder „vegetabil gegerbtes“ Leder.

Gegerbt wird vorwiegend mit Eichen- und Fichtenrinde. Eiche ist für alle Ledersorten verwendbar. Daneben gibt es die Gerbstoffe Tara-Schoten, Valonea und Akazien, letztere macht Leder eher biegsam und geschmeidig, oder Kastanie, die eher ein hartes, rötliches Leder macht. Auch Rhabarber kann zur Gerbstoffgewinnung genutzt werden. All diese Gerbstoffe haben den Vorteil, dass sie schnell wachsende Rohstoffe sind.

Wird auf die Gerbstoffe Quebracho und Mimosa zurückgegriffen, muss im Sinne der Nachhaltigkeit darauf hingewiesen werden, dass es sich bei beiden um Rohstoffe aus Rinden bzw. Holz subtropischer Bäume handelt. Das Ernten der Gerbstoffe funktioniert nicht ohne den Baum zu fällen. Laut Schätzungen, werden heutzutage nur zehn bis 12 Prozent aller Leder pflanzlich gegerbt.

Faire Produktion und fairer Handel

Nachhaltige Schuhe werden unter sicheren Arbeitsbedingungen gefertigt, die Arbeiter:innen dafür angemessen entlohnt – und zwar entlang des gesamten Herstellungsprozesses. Für Schuhe die unter fairen Bedingungen hergestellt werden, werden in der Regel dieselben Materialien verwendet, wie auch für normale Schuhe. Gütesiegel bzw. Kriterienlisten der Fachhändler:innen bzw. Hersteller:innen zeigen, was im Schuh steckt und wo verarbeitet wurde. Achte beim Einkauf auf die Herkunftsangaben.

Lebensdauer und Verwertung

Nachhaltigkeit drückt sich auch in einer langen Lebensdauer der Schuhe aus. Qualitativ hochwertiges Schuhwerk kann zum Beispiel mehrmals repariert werden. Zudem sind Schuhe aus nachhaltiger Produktion im Idealfall kompostierbar und zumindest wiederverwertbar. Der/Die Hersteller:in soll über die verwendeten Materialien transparent berichten.

Transport

Neben den bereits genannten Punkten spielt natürlich auch der Transport eine bedeutende Rolle. Kürzere Transportwege verursachen weniger Schadstoffe.

Person steht barfuß auf Erde
© Unsplash

Gesundheit: Abwechslung und richtige Größe

Orthopädische Probleme rühren oft von falschem (zu kleinem, engem, hohem) Schuhwerk, deshalb sollte beim Kauf auf eine gute Passform geachtet werden. Generell ist es besser, mehrere unterschiedliche Schuhe zu tragen. Denn Schuhe bringen die Füße in eine steife Position, was bei nur einem Paar Schuhe zu einer immer gleichen Belastung führt und so Abnützungen oder Überbelastung bedingen kann. Wenn du regelmäßig dein Schuhwerk wechselst, kann dies nicht geschehen.

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Oder versuche einmal Barfußschuhe: Diese sollen den natürlichen Bewegungsablauf unterstützen und die Fußmuskulatur stärken. Sie unterscheiden sich durch dünnere Sohlen, die ein aktives Spüren des Bodens ermöglichen, und großzügigere Schnitte für mehr Fußfreiheit. Mehr erfährst du hier.

Genauso wichtig wie die Abwechslung ist die richtige Größe des Schuhs. Zu kurze oder schmale Schuhe drücken den Zeh nach innen. Es entsteht eine falsche Belastung und der Fuß wird nicht mehr normal abgesetzt. Die Folgen sind Beschwerden in den Knien und der Hüfte, auch die Wirbelsäure kann betroffen sein. Durch genetische Veranlagung kann sich, unterstützt durch die Fehlstellung des Fußes, auch eine verbogene Großzehe (Hallux valgus) bilden. Diese muss in den meisten Fällen operiert werden.

Wenn möglich, öfter mal barfuß durch Wiesen oder Waldwege schlendern – das ist das beste Training für die Füße. Und zu hohe Absätze im Alltag? Lieber nicht. Je höher, desto ungesünder für die Füße. Flache Schuhe sind da definitiv die bessere Wahl!