Diese Seite nutzt Cookies. Durch die fortgesetzte Benützung der Seite stimmen Sie der Cookienutzung zu. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in derDatenschutzerklärung.

KategorienNachgefragtNachgefragt bei…Marktgärtnerei GRAND GARTEN

Wir haben mit Alfred Grand, Betreiber des ersten Forschungs- und Demonstrationsbauernhofs Österreichs, über das Konzept der Marktgärtnerei, gesprochen. Hier erfährst du warum er nicht nur Gemüse anbaut, sondern auch Zukunft pflanzt.

Was ist die Idee hinter dem GRAND GARTEN und worum geht es bei eurem Projekt?

Unser Betrieb ist ein traditionsreicher Familienhof, den wir 2018 mit einer neuen Vision umgestaltet haben. Ziel war es, zukunftsfähige Lebensmittelproduktionssysteme zu finden, zu erforschen und zu demonstrieren. Wir arbeiten eng mit einem Netzwerk aus Forschung und Beratung zusammen, um nachhaltige Methoden wie Agroforst (Bäume und Sträucher zurück in die Ackerlandschaft bringen), Kompostwirtschaft (Verbessern der Bodengesundheit inspiriert von der Arbeit der Regenwürmer) und eben die Marktgärtnerei praxisnah umzusetzen. Unser Hof ist heute auch ein Demonstrationsbauernhof, auf dem wir unsere Erkenntnisse öffentlich zugänglich machen.

Stück Erde mit vielen Regenwürmern bei der Marktgärtnerei GRAND GARTEN
© GRAND GARTEN

Was genau macht eine Marktgärtnerei aus und warum erlebt sie gerade ein Comeback?

Marktgärtnerei ist eine Form des Gemüseanbaus, wie sie früher in vielen Dörfern üblich war – kleinflächig, vielfältig, per Hand bewirtschaftet. Heute ist sie wieder hochaktuell: Sie ermöglicht einen Erwerb auf kleiner Fläche von 1000 m² bis zu einem Hektar und einer großen Vielfalt an Gemüse- Kulturen und Sorten – und das mit minimalem Technikeinsatz. Marktgärtner:innen setzen auf Bodenregeneration, Kompost und Mulch statt auf Kunstdünger und Pestizide.

Welchen Beitrag leistet die Marktgärtnerei zur Nachhaltigkeit?

Einen enormen. Unsere Arbeit berührt 12 der 17 UNO-Nachhaltigkeitsziele. Durch lokale Produktion, direkte Vermarktung (z. B. mit unseren beliebten Kistl-Abos), Verzicht auf fossile Energie und Einsatz regenerativer Methoden verbessern wir Boden, Wasser, Luft und Biodiversität. Wir speichern CO₂ im Boden, fördern Bestäuber und schaffen mit Sträuchern und Bäumen Lebensraum für zahlreiche Tierarten – vom Steinkauz bis zum Rebhuhn. Und wir passen uns aktiv an den Klimawandel an, etwa durch erhöhte Wasserspeicherkapazität der Böden durchs Mulchen.

Was ist das „Kistl-System“ und wie funktioniert es?

Unser Kistl ist ein saisonales Gemüsepaket – wöchentlich frisch, regional, biologisch. Kund:innen können 4 oder 12 Monate lang abonnieren. Der Inhalt: knackiges Gemüse, frische Kräuter und gelegentlich Raritäten, je nach Saison. So wecken wir mit unbekannten Sorten Neugier, ergänzt durch Rezeptideen, damit niemand ratlos vor einem Spargelsalat steht.

© GRAND GARTEN

Wie fördert ihr Kooperation und Wissenstransfer in der Szene?

Wir haben die Taskforce Marktgärtnerei ins Leben gerufen – ein Netzwerk von über 90 Expert:innen aus Landwirtschaft, Verwaltung, Forschung und Bildung. Gemeinsam arbeiten wir an besseren Rahmenbedingungen, z. B. durch die Integration von Marktgärtnerei in landwirtschaftliche Ausbildungen. In Zukunft übernimmt der Verein Marktgärtnerei, die zentrale Anlaufstelle für Interessierte in Österreich, die Leitung der Taskforce.

Wie kann ich selbst Gemüse nachhaltiger anbauen?

Ganz klar: fang beim Boden an! Kompost, Mulch (z. B. aus Luzerne oder Rasenschnitt), Regenwürmer fördern – das sind natürliche Verbündete. Mit gesunden Böden wachsen gesunde Pflanzen – und man braucht weder Pestizide noch künstlichen Dünger. Und wer keinen Garten hat, kann trotzdem mit einem Balkonhochbeet anfangen!

Wo finde ich eine Marktgärtnerei in meiner Nähe?

Einfach auf marktgärtnerei.info schauen! Dort sind viele Marktgärtnereien in Österreich gelistet – vielleicht auch eine bei dir ums Eck.
Wir selbst sind im Raum Tulln und Krems unterwegs und haben Verteilstationen in verschiedenen Gemeinden, wo sich Kunden:innen ihre Kistl abholen, um den CO2-Footprint möglichst gering zu halten. www.grandfarm.at/gemuesekisterl

Alfred Grand Betreiber der Marktgärtnerei GRAND GARTEN
© GRAND GARTEN

Alfred Grand, Bio-Landwirt, Regenwurmexperte und Betreiber der ersten Forschungs- und Demonstrationsbauernhofs
„We grow food, soil and people“
www.grandfarm.at