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KategorienWissenswertÖkologische Herausforderungen für heimisches Obst und Gemüse: Ein Blick hinter die Kulissen der Landwirtschaft

Wir lieben saisonales Obst und Gemüse und möchten uns möglichst nachhaltig ernähren. Aber vor welchen ökologischen Herausforderungen stehen diejenigen, die unser Obst und Gemüse produzieren – die Bäuerinnen und Bauern in Österreich?

Jährlich essen Österreicherinnen und Österreicher pro Kopf rund 78 Kilogramm Obst und 121 Kilogramm Gemüse. Die beliebtesten Sorten sind hier Äpfel bei Obst, sowie Paradeiser bei Gemüse. (statista 2024) Heimisches Obst und Gemüse ist zwar gefragt, jedoch konsumieren die Österreicher:innen im Schnitt nur zwei der fünf empfohlenen Obst- und Gemüseportionen pro Tag.

Die österreichische Landwirtschaft ist bekannt für ihre Vielfalt, Kleinstrukturiertheit und ist geprägt von Familienbetrieben. Sie versorgt uns mit hochwertigen Lebensmitteln. Doch die Produktion, insbesondere im Obst- und Gemüsebau, wird zusätzlich zunehmend durch externe Faktoren unter Druck gesetzt.

Klimatische Herausforderungen, Schädlinge und ihre Folgen

Diverse klimatische Ereignisse wie Spätfrost, Hitze- und Dürrewellen, Überflutungen oder auch Sturm und Hagel beeinflussen die heimische Obst- und Gemüsevegetation und deren Ernten. Das Frühjahr ist die entscheidende Zeit für deren Wachstum und den weiteren Saisonverlauf.

Ist die Wetterlage in dieser Zeit sehr trocken, hat dies Wachstumsverzögerungen und Ausfälle zur Folge. Kältephasen im Frühjahr führen wiederum zu Startschwierigkeiten von wärmeliebenden Kulturen wie Kürbis, Zucchini oder Bohnen. Vor allem Spätfrost kann den Obst-, Gemüse- und Weinbau schwer schädigen. Ist es im Frühjahr zu nass, kann es zu Staunässen kommen – das Saatgut wird ausgewaschen oder verfault in der Erde, darüber hinaus kommt es zu Schneckenbefall. Im Sommer begünstigt zu viel Regen dann das Auftreten von Kraut- und Braunfäule bzw. falschem Mehltau bei Kartoffeln und Tomaten.

Herausforderung Bodenfruchtbarkeit

Der Klimawandel wirkt sich dabei nicht nur durch einzelne Wetterereignisse aus, sondern verändert langfristig auch die Bodenfruchtbarkeit. Ein Forschungsprojekt unter Leitung der AGES zeigt, dass der Klimawandel im ungünstigsten Fall dafür sorgen könnte, dass das Ertragspotenzial von Österreichs Böden im Durchschnitt um rund 20 Prozent geringer ausfällt als um den Jahrhundertbeginn herum. In den Ackerbaugebieten des Nordostens könnten Trockenperioden zu einem rund 50 Prozent geringeren Ertragspotenzial an Getreide und anderen Kulturen führen. (landschafftleben)

Schäden in der Landwirtschaft – konkrete wirtschaftliche Folgen

Bäuerinnen und Bauern erleben die Auswirkungen dieser Veränderungen in ihrer täglichen Arbeit. Neben einzelnen Ernteausfällen durch Hagel oder Frost sind es zunehmend längere Trockenphasen, häufigere Starkregenereignisse und die Veränderungen bei Verdunstung und Vegetationsperiode, die die Wasserverfügbarkeit und somit die Erträge massiv beeinflussen.

Im Jahr 2023, das zusammen mit dem Jahr 2018 das wärmste Jahr in der mehr als 250-jährigen Messgeschichte Österreichs war, lag der Gesamtschaden in der Landwirtschaft bei rund 250 Mio. €, wovon 70 % auf Dürreschäden zurückzuführen war, und die restlichen Schäden auf Frost- bzw. Sturmschäden. (Hagelversicherung)

Für den Obstbau beispielsweise wird prognostiziert, dass sich die Situation in bisher günstigen Lagen wie der steirischen Apfelregion oder dem niederösterreichischen Mostviertel weiter verschärfen wird.

Schädlinge als zusätzliche Herausforderung

Wärmeliebende Schädlinge stellen eine zusätzliche Herausforderung dar. Höhere Durchschnittstemperaturen helfen vielen Schädlingsarten, den Winter besser zu überdauern und sich häufiger zu vermehren. Bekannte Beispiele sind Larven wie der Drahtwurm bei Kartoffeln oder der Rübenrüssler.

Produktion, Selbstversorgung und Importe

  • Während Österreich im Jahr 1980 noch 83 Prozent seines Gemüsebedarfs aus eigener Produktion decken konnte, sank dieser Wert kontinuierlich und lag 2023 nur noch bei 58 Prozent.
  • Beim Obst beträgt der Selbstversorgungsgrad etwa 48 Prozent. Bei vielen wichtigen Gemüsearten sind wir stark von Importen abhängig. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei Paradeisern nur bei 18 Prozent, bei Paprika bei 30 Prozent und bei Zucchini bei 32 Prozent.(BMLUK)
  • Nur bei Zwiebeln (134 Prozent) und Karotten (100 Prozent) kann der Bedarf aus heimischer Produktion gedeckt werden. (LKNÖ)
  • Zu beachten ist auch, dass bei diesen Selbstversorgungsangaben die Herkunft möglicher Inputs (wie Jungpflanzen, Düngemittel etc.) nicht berücksichtigt ist und es sich damit quasi um Brutto-Selbstversorgungsgrade handelt.
  • Wenn heimische Betriebe aufgrund der Schwierigkeiten bestimmte Kulturen nicht mehr anbauen können, steigt die Abhängigkeit von Importen – auch aus Drittstaaten außerhalb der EU, wo andere Produktionsstandards gelten. Bereits jetzt kommen gut 60% aus dem EU-Ausland. So gelangen z.B. Pflanzenschutzmittel, die in Österreich verboten sind, in den Importländern aber erlaubt sind, indirekt zu uns.

Positive Aspekte
und Lösungsansätze:

  • Innovation in der Landwirtschaft: Nötige und mögliche Anpassung der Kulturarten wie Oliven, Mandeln und Co. Mehr dazu findest du im Beitrag „Exotisches Obst und Gemüse – das wächst auch in Österreich“.
  • Bio-Landwirtschaft: Österreich hat einen sehr hohen Anteil an Bio-Anbauflächen von rund 27 Prozent und liegt damit an der Spitze der EU-Staaten. Jeder vierte landwirtschaftliche Betrieb ist ein Biobetrieb. Im Obstbau ist bereits jeder dritte Hektar Bio. Der biologische Anbau hat deutliche Vorteile für Klima und Umwelt. Bio-Produkte sind gentechnikfrei und frei von chemisch-synthetischen Mitteln. (BIO Austria)
  • Strategien und Unterstützung: Die Bundesregierung verfolgt die VISION 2028+, einen Strategieprozess für ein Zukunftsbild der Landwirtschaft. Es gibt Unterstützungsmaßnahmen wie ein 300 Millionen Euro Paket für die Wettbewerbsfähigkeit und gezielte Hilfen, um die regionale Versorgung sicherzustellen.

Was kann ich als Konsument:in tun?

Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen, aber jede:r kann einen Beitrag leisten, um durch bewusstes Einkaufen auch die heimische Landwirtschaft zu unterstützen und eine nachhaltige Lebensmittelversorgung zu stärken:

  • Setze auf Regionalität & Saisonalität: Achte auf die Herkunft und kaufe Obst und Gemüse, das gerade in Österreich Saison hat. Der Bewusst Kaufen Saisonkalender hilft dir dabei.
  • Bevorzuge Bio-Produkte: Unterstütze den Bio-Landbau, der Vorteile für Umwelt und Klima bringt. Achte auf anerkannte Labels. Hier kommst du zum Labelkompass.
  • Nutze regionale und direktere Einkaufswege: Hofläden, Bauernmärkte, Foodcoops, Solawis oder Bio-Kistl-Anbieter ermöglichen den direkten Einkauf. Nutze Nachhaltige Konsuminitiativen in Österreich.
  • Iss mehr pflanzlich und achte auf Qualität. So unterstützt du regionale Betriebe, deine Gesundheit und schützt Ressourcen.
  • Vermeide Verschwendung – z. B. durch Resteverwertung oder Nachernteaktionen, besonders bei Obst und Gemüse, das häufig im Müll landet.
  • Engagiere dich selbst: Eigenes Gärtnern, auch auf kleinem Raum, trägt zur Wertschätzung und Bewusstseinsbildung bei. Mehr dazu findest du in unseren Ratgebern zu „Blumen, Pflanzen, Garten“ und „Nachhaltigem Gärtnern auf Balkon, Fensterbank und im Wohnraum“.