Ratgeber11 Tipps für nachhaltige Outdoor-Bekleidung Ob Wandern, Klettern oder Joggen – die richtige Kleidung ist entscheidend für Komfort und Leistung. Doch herkömmliche Funktionskleidung besteht oft aus umweltschädlichen Materialien und Chemikalien. In diesem Ratgeber erfährst du, worauf du achten solltest, welche nachhaltigen Alternativen es gibt und wie du deine Kleidung länger nutzen kannst, um Ressourcen zu schonen. Hintergrundwissen Die Umweltauswirkungen von Outdoor-Bekleidung Die Outdoor-Branche ist besonders abhängig von synthetischen Materialien wie Polyester, Nylon oder Elasthan. Diese werden aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl hergestellt und setzen beim Waschen Mikroplastik frei, das in Flüssen, Seen und Meeren landet. Zudem nutzen viele Marken umweltschädliche Chemikalien, wie z.B. PFAS, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – auch bekannt als PFC (per- und polyfluorierte Chemikalien), PFT (perfluorierte Tenside) oder „forever chemicals“ („Ewigkeitschemikalien“), um ihre Produkte wasser- und schmutzabweisend zu machen. Diese Stoffgruppe umfasst mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. PFAS kommen nicht natürlich vor. Auch bei der Produktion gibt es oft problematische Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern. Um die Natur, zu schützen, sollten wir beim Kauf von Outdoor-Bekleidung bewusst handeln. Diese Tipps helfen dir dabei: 1. Weniger ist oft mehr: Überlege genau, was du brauchst Die nachhaltige Kleidung, ist die, die nicht gekauft wird. Überlege also ob du wirklich ein neues Stück brauchst. Outdoor-Bekleidung ist oft für extreme Bedingungen ausgelegt, die im Alltag oder bei durchschnittlichen Wanderungen nicht erforderlich sind. Es gilt: Weniger ist mehr. Denn bei vielen High-Tech-Stoffen sind schädliche Chemikalien im Einsatz, und die Herstellung synthetischer Materialien wie Polyester oder Nylon verbraucht viel Energie und basiert häufig auf Erdöl. Zudem verrotten diese Stoffe nicht, was zu langfristiger Umweltbelastung führt.Tipp: Für moderate Outdoor-Aktivitäten reicht oft ein einfacher Schichtenaufbau aus: eine Basisschicht, eine isolierende Mittelschicht und eine wetterfeste Außenschicht. 2. Pflege deine Outdoor-Kleidung Je länger ein Produkt genutzt wird, desto nachhaltiger ist es. Die richtige Pflege kann die Lebensdauer deiner Outdoor-Bekleidung erheblich verlängern: Wasche Outdoor-Kleidung nur, wenn es wirklich nötig ist. Häufig reicht einfaches Lüften aus. Nutze schonende Waschprogramme und Waschbeutel wie den „Guppyfriend“, um Mikroplastik freizusetzen und aufzufangen. Imprägniere regelmäßig, um die Wetterfestigkeit zu erhalten – nutze dabei umweltfreundliche Imprägniermittel. 3. Repariere statt wegzuwerfen Ein kleines Loch oder ein defekter Reißverschluss ist kein Grund, Kleidung zu entsorgen. Viele Hersteller bieten Reparaturservices an oder stellen DIY-Reparatursets zur Verfügung. Alternativ kannst du dich in Reparaturcafés beraten lassen. Kleidungsstücke, die sich nicht mehr reparieren lassen, können häufig recycelt werden – manche Hersteller nehmen alte Kleidung zurück und recyceln sie fachgerecht.Falls du gerne Kletterst, bietet Solemates zum Beispiel die Möglichkeit Kletterschuhe wieder neu zu besohlen. © pixabay 4. Nutze Naturfasern Wer auf synthetische Materialien verzichten möchte, findet in Naturfasern umweltfreundliche Alternativen. Merinowolle eignet sich besonders gut für Funktionsunterwäsche, Socken und Shirts. Sie nimmt keine unangenehmen Gerüche an und belastet die Umwelt nicht mit Mikroplastik. Achte hier bitte auch nachhaltige Tierhaltung. Bei Merinoschafen kommt noch immer die schmerzhafte „Mulesing“-Methode zum Einsatz – hier erfährst du mehr über Hintergründe und wie Merinowolle – nachhaltig und ohne Tierleid erzeugt werden kann. Baumwolljacken mit Bienenwachs-Imprägnierung bieten natürlichen Wetterschutz. Tencel (eine aus Holz gewonnene Faser) und Mischungen aus Merinowolle und Seide sind ebenfalls nachhaltige Optionen für Outdoor- und Sportbekleidung. Diese Stoffe sind biologisch abbaubar und verursachen keine synthetischen Abfälle. Materialforschung hat große Fortschritte gemacht: Umweltfreundlichere Fleece-Alternativen kombinieren Synthetik mit Zellulosefasern wie Viskose oder Lyocell. Diese Stoffe sind so gewebt, dass sich beim Waschen hauptsächlich die biologisch abbaubaren Zellstofffasern lösen. Im Handel sind sie oft als Tencel-Fleece bekannt. Innovativ ist auch FreyZein , ein österreichischer Hersteller von Outdoor-Bekleidung aus zellulosebasierten Materialien – mehr dazu in unserem Interview. Mehr dazu findest du im Ratgeber Nachwachsende Rohstoffe bei Konsumprodukten – Tipps für nachhaltiges Einkaufen und Nutzen. Nutze möglichst natürliche Materiealien.© unsplash 5. Vermeide PFAS PFAS, per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen – auch bekannt als „Ewigkeitschemikalien“ werden oft zur Herstellung wasser- und schmutzabweisender Outdoor-Kleidung verwendet. Sie sind jedoch schwer abbaubar, reichern sich in der Umwelt und in Organismen an und können schädliche Auswirkungen auf das Hormonsystem, die Fortpflanzung und sogar krebserregende Wirkungen haben. Viele Hersteller bieten inzwischen PFA-freie Produkte an – achte beim Kauf gezielt darauf.Alternativ gibt es auch umweltfreundliche Imprägnierungen ohne PFAS, die du selbst auffrischen kannst. 6.Vermeide Kleidung, die antimikrobiell, flammgeschützt, antismell, wasserabweisend oder bügelfrei ist. Oftmals werden bei der Herstellung von Textilien chemische Stoffe, wie Flammschutzmittel, Weichmacher oder Silberchlorid zugesetzt, z.B. um Mikroben abzutöten, Geruchsbildung oder das Ausfärben zu verhindern. Dabei gibt es Hinweise darauf, dass manche dieser Stoffe gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen können. Auch bei der Färbung kommen häufig Schadstoffe zum Einsatz. Nachhaltige Labels achten auf möglichst umwelt- und gesundheitsverträgliche Farben. Mehr über ungefärbte Mode © unsplash © pexels © pexels Überlege dir was du an Ootdoorkleidung wirklich brauchst. 7. Setze auf recycelte Materialien Ein Schritt in Richtung Ressourcenschonung ist der Einsatz von Recycling-Polyester, das aus eingeschmolzenen PET-Flaschen oder alten Textilien hergestellt wird. Diese Materialien reduzieren die Abhängigkeit von Erdöl und verringern die CO2-Emissionen. Viele Outdoor-Marken wie Patagonia, Vaude oder Jack Wolfskin verwenden mittlerweile recycelte Stoffe und kennzeichnen diese entsprechend. 8. Greife zu (österreichischen) Modelabels, mit hohen ökologischen, sozialen und qualitativen Standards Faire Produktion in der Outdoor-Bekleidungsindustrie sichert menschenwürdige Arbeitsbedingungen und gerechte Löhne. Viele Produkte entstehen in Ländern mit niedrigen Sozialstandards, wo Arbeitskräfte oft ausgebeutet werden. Durch den Kauf transparenter, nachhaltig produzierender Marken kannst du faire Löhne und sichere Arbeitsplätze unterstützen. Kaufe wenn möglich regional verarbeitete Outdoor Bekleidung– so unterstützt du heimische, meist kleine Betriebe, sicherst Arbeitsplätze in der Region und hältst die Transportwege minimal. Zudem bewahrst du traditionelles Handwerk und Wissen zur Textilproduktion. Achte auf Qualitätsmerkmale für Langlebigkeit deiner Outdoor-Bekleidung Kinnschutz: Verhindert das Einklemmen der Haut und schützt vor Reißverschlussverletzungen. Abriebfestigkeit: Strapazierfähige Stoffe wie Polyamid halten Rucksackbelastungen besser stand als Polyester. Verstärkungen: Ripstop-Gewebe und Verstärkungen an Schultern und Rücken erhöhen die Reißfestigkeit und Haltbarkeit. Unterarmbelüftung: Reißverschlüsse unter den Achseln sorgen für schnelle Belüftung bei Anstrengung. 9. Nutze Second-Hand Second-Hand-Plattformen wie „willhaben“ „Vinted“, „momoxfashion“ oder „Ebay Kleinanzeigen“ bieten eine große Auswahl an gebrauchter Outdoor-Bekleidung. Für seltene Abenteuer oder Spezialausrüstung ist das Ausborgen bei Freunden oder Mieten eine sinnvolle Alternative – etwa bei Leihläden. Warum ist Second-Hand-Kleidung nachhaltiger?Sie spart Ressourcen, verlängert die Lebensdauer bereits hergestellter Produkte und enthält meist weniger Schadstoffe, da diese oft schon ausgewaschen sind. Mehr dazu in unserem Beitrag „Second Hand statt neu gekauft.“ 10. Spende nicht genutzte Kleidung bzw. entsorge Textilien richtig, damit sie weiterverwendet werden können Verschaffe dir einen Überblick über deinen Kleiderbestand und sortiere Teile, die du nicht mehr trägst, aus. Intakte Kleidung, die nicht mehr passt oder gefällt, kannst du weiterverkaufen, verschenken oder spenden, um ihre Lebensdauer zu verlängern. Defekte Kleidung kommt im Moment noch in den Restmüll, aber ab 2028 sollte die getrennte Sammlung aller Textilien verpflichtend sein. Achtung bei Altkleidercontainern: manche werden ohne offizielle Genehmigung aufgestellt. Wenn du eine vertrauenswürdige Abgabestelle mit sozialem Mehrwerst suchst, wirst du unter sachspenden.at fündig. Mehr Ideen, was du mit kaputter Outdoor-Kleidung machen kannst fidest du in unserem Beitrag „Was tun mit kaputter Outdoor-Kleidung?“. 11. Achte beim Neukauf auf qualitätsvolle Gütesiegel Achte grundsätzlich bei Stoffen darauf, dass sie keine gesundheitlich bedenklichen Substanzen enthalten. Gütezeichen, die anzeigen, dass keine Chemikalien im Endprodukt enthalten sind, sind unter anderem das EU Ecolabel, GOTS und Naturtextil IVN zertifiziert BEST. Hoch angesehene Zertifizierungen besonders in der Sportmode sind Bluesign, der Grüne Knopf und ZQ Merino/Zque für Merinowollprodukte. Weitere vertrauenswürdige Siegel sind Fairtrade Certified Cotton, Responsible Down Standard (RDS) für Daunenprodukte sowie markeneigene Standards wie Vaudes „Green Shape“.Wenn du dir einen Überblick verschaffen möchtest, dann schaue dir gerne Greenpeace ihren Check: Gütezeichen und Zertifikate für Mode an. Labels und Gütezeichen für Sportbekleidung (11) Zurück Downpass EU Ecolabel ZQ Merino/Zque NewMerino® Responsible Down Standard Fair Wear Foundation FAIRTRADE Certified Cotton Global Organic Textile Standard (GOTS) Naturtextil IVN zertifiziert BEST bluesign® Global Traceable Down Standard TDS Weiter Zum Label-Kompass Quellen und weitere Informationen:umweltbundesamt – Fragen und Antworten zu PFASoekotest.de – Nachhaltige Outdoor-Bekleidung: So finden Sie faire, schadstofffreie und tierfreundliche Outdoor-Modegeo.de – Wie Outdoormode der Umwelt schadet – und worauf man beim Kauf achten solltenabu.de – Nachhaltige Outdoor-Bekleidungalpenverein.de – Nachhaltigkeit bei Bekleidung und Ausrüstunggreenpeace – Im Check: Gütezeichen und Zertifikate für Modebund.net – Outdoorkleidung ohne Schadstoffe teilen teilen teilen E-Mail Was dich noch interessieren könnte Zurück Wissenswert Kleidung zum Mieten Wissenswert Merinowolle - nachhaltig und ohne Tierleid Wissenswert Capsule Wardrobe: So erstellst du deinen minimalistischen Kleiderschank Wissenswert Outdoor-Kleidung nachhaltig nutzen Wissenswert Cradle to Cradle in der Textilindustrie Wissenswert Umweltfreundliche(re) Sportartikel Wissenswert Wäsche trocknen - aber richtig! 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