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KategorienInspirationGlück abseits von Konsum

Das nächste Kleidungsstück, ein neues Auto oder das aktuellste Smartphone-Modell – man könnte annehmen, dass uns das glücklich macht. Wenn man nach Lauri Santos, Professorin und Glücksforscherin in Yale geht, unterliegen wir da aber einem gängigen Irrtum, denn eigentlich finden wir Glück nicht im Konsum, sondern in ganz anderen Bereichen, die wesentlich verträglicher mit dem Leben auf unserem Planeten sind.

„Konsum-High“ ist nur von kurzer Dauer

Wir sind gewohnt, dass Waren rund um die Uhr verfügbar sind und unsere Bedürfnisse ohne viel Zeit und Aufwand erfüllt werden können. Das Glücksgefühl, das wir durch Konsum erleben, funktioniert mit einem einfachen, aber wirksamen Mechanismus – unser Belohnungssystem im Gehirn wird aktiviert. Wir erleben ein Stimmungshoch vergleichbar mit dem „Kick“ beim Glücksspiel oder durch den Konsum von Drogen. Deshalb kann es auch zu Kaufräuschen kommen und im schlimmsten Fall entwickelt sich daraus eine regelrechte „Kaufsucht“.

Doch dieses „High“ ist nur von kurzer Dauer, es tritt ein Gewöhnungseffekt ein und wird manchmal von einem Gefühl der Reue oder Leere abgelöst. Viele von uns kennen das vielleicht: Produkte, die man meinte, unbedingt zu brauchen, werden – sind sie einmal angeschafft – kaum genutzt, verstauben irgendwo zu Hause oder landen irgendwann kaum benutzt im Müll. Dennoch setzt sich die Spirale fort: um das nächste Stimmungshoch zu erleben oder aus einem Gefühl heraus, uns „belohnen“ zu wollen, kaufen wir immer mehr Dinge, die wir vielleicht gar nicht benötigen – das allerdings verbraucht große Mengen an Ressourcen und belastet die Umwelt. Wie viele Kleidungsstücke haben wir beispielsweise in unserem Kleidungsschrank und wie viele davon haben wir im letzten Jahr genutzt?

Der norwegische Philosoph und Verhaltensökonom Jon Elster beispielsweise argumentiert, dass passive Tätigkeiten wie Konsum unser Glück nur kurzfristig steigern – dabei ist das Glücksgefühl anfangs hoch, aber nutzt sich schnell ab und wir wollen immer mehr. Umgekehrt verhält es sich hingegen mit aktiven Tätigkeiten, wie ein Instrument oder eine neue Sprache zu erlernen – es ist anfangs mühsam und die Erfolgserlebnisse sind vielleicht nur gering, aber langfristig steigern sie sich immer mehr.

Am Weg zum langfristigen Glück

Die Psychologin Laurie Santos hat das Glück erforscht und herausgefunden, dass viele von uns genau das Gegenteil von dem tun, was unser Leben wirklich besser machen würde. Ihr Wissen gibt sie im Psychologiekurs zu „Happiness“ an der Yale University weiter – es ist der beliebteste Kurs in der 300-jährigen Geschichte der Universität.

Tipp: Aufgrund der großen Nachfrage und des Erfolgs hat die Yale University Laurie Santos Kurs online und kostenlos für alle unter dem Titel „The Science of Well-Being“ verfügbar gemacht. Der Kurs kann zeitunabhängig durchgeführt werden. Außerdem führt sie in ihrem Podcast „The Happiness Lab“ durch die neuesten wissenschaftlichen Forschungen und berichtet von inspirierenden Geschichten rund um Glück und das gute Leben. Hier findest du noch mehr Podcasts rund um Glück & Nachhaltigkeit.

Ob man glücklich ist oder nicht, hängt Laurie Santos zu Folge von unterschiedlichen Faktoren ab – zur Hälfte ist unsere „Glücksfähigkeit“ angeboren, ein Zehntel liegt an äußeren Faktoren wie Wohlstand, Gesundheit, familiäre Umgebung, aber die restlichen vierzig Prozent können wir durch unser eigenes Verhalten beeinflussen und Glück in gewisser Weise auch „trainieren“.

Was zu unserem persönlichen Glück beiträgt

Die gute Nachricht also: Glück ist relativ – egal ob reich oder arm, gesundheitlich (un-)versehrt, vom Schicksal gebeutelt oder auf der sogenannten „Sonnenseite“ des Lebens – wir können unser persönliches Glück unabhängig von den äußeren Umständen fördern und das ganz im Einklang mit einem klimafreundlichen Lebensstil und unabhängig von Konsum.

Beziehungen

Es klingt banal, aber als soziale Wesen sind wir auf zwischenmenschliche Beziehungen angewiesen – Zeit und Erlebnisse mit Familie, Freund:innen oder Partner:innen, sind einer der wichtigsten Faktoren für unser Glücksempfinden.

Etwas für andere tun

Es könnte ein Kalenderspruch sein, ist aber in Studien erwiesen: bei dem Bemühen, andere glücklicher zu machen, steigern wir selbst unser Glück.

Dankbarkeit

Das Praktizieren von Dankbarkeit, das Bewusstsein für die positiven Aspekte des Lebens und das Schätzen dessen, was man hat, fördern das Glücksgefühl – dabei reicht es z.B. schon sich täglich für ein paar Minuten Momente – auch ganz kleine, alltägliche Dinge – in Gedanken zu rufen oder niederzuschreiben, für die man dankbar ist.

Gesundheit

Ein guter Gesundheitszustand bzw. sich körperlich und emotional wohl zu fühlen, sind ebenso wichtig für unser langfristiges Glück. Wir können einen aktiven Beitrag dazu leisten mit regelmäßiger Bewegung (z.B. öfters mit dem Rad, als mit dem Auto fahren), ausgewogener, pflanzlicher Ernährung und ausreichend Schlaf.

Das Erleben von Sinn und Selbstwirksamkeit

Schon der Psychologe Viktor Frankl wusste, Menschen streben nach Sinn. Wir wollen das Gefühl haben, dass unser Leben einen Sinn und einen Zweck hat – wie wir diesen Sinn verwirklichen kann dabei ganz unterschiedlich sein: sei es im Beruf, durch schöpferische Tätigkeiten oder Hobbies, im Engagement für einen größeren Zweck wie z.B. Klima- und Umweltschutz, im Glauben oder im Sozialen wie durch ehrenamtliche Tätigkeiten; wichtig dabei ist das Gefühl einen Unterschied machen und auf ein selbst gestecktes Ziel hinarbeiten zu können.

Natur- oder Flowerlebnisse

Zeit in der Natur oder das Eintauchen in Aktivitäten, die einen in einen Zustand eines sogenannten Flows versetzen, kann das Glücksempfinden steigern. Dies sind Aktivitäten, bei denen man ganz im Moment aufgeht: wie ein Waldspaziergang, eine Meditation oder ein Musikinstrument zu spielen.

Wusstest du eigentlich? Der Glücksindex oder „World Happiness Report“ der Vereinten Nationen enthält Ranglisten zur Lebenszufriedenheit in verschiedenen Ländern weltweit.