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KategorienStart-ups aus ÖsterreichKlimafreundlich leben mit…“Shareonimo“

Im Interview erzählt Sascha Ernszt, Start-Up-Gründer der Verleihpattform „shareonimo.at“, wieso es sinnvoll ist, sich Dinge, die man nur selten braucht, einfach auszuleihen.

Wie ist die Idee entstanden, „Shareonimo“ zu gründen?

Die Idee zu shareonimo.at wurzelt in meinem Umzug in die Seestadt Aspern, das damals neu entwickelte Stadtgebiet im 22. Bezirk in Wien. Hier begegnete ich Menschen in der Nachbarshaft, die laufend gleiche Dinge benötigten: Werkzeuge, Transportrodeln, Umzugskisten u.v.m.. Diese alltäglichen Anfragen in sozialen Medien, die oft gar nicht oder zu spät beantwortet wurden, zeigten mir, wie ineffizient die Nutzung vieler Ressourcen eigentlich ist. Einerseits sind viele Dinge wie Werkzeug oft nur selten in Verwendung. Und andererseits gibt es keine Möglichkeit für Menschen, die bereit sind, diese Dinge zu verleihen, das über eine zentrale Plattform anbieten zu können. So entstand die Vision shareonimo.at – eine Plattform, die das Teilen von Gegenständen innerhalb einer Gemeinschaft vereinfacht. Die Initiative steht auch für die Förderung eines bewussteren und vor allem gemeinschaftlichen Lebensstils. Als die Idee zu shareonimo.at wuchs, gab es keine Plattform, die es schaffte, ein skalierbares Geschäftsmodell daraus zu formen und das möchten wir ändern!

Wie funktioniert das Prinzip dahinter?

Shareonimo.at nutzt das Prinzip eines Online-Marktplatzes: Inserate von Anbieter:innen können erstellt werden und Suchende können diese nach einer kurzen Anmeldung kontaktieren. Sie können Nachrichten schreiben, reservieren, bezahlen und auch die Übergabe in einem geregelten Verleihprozess abwickeln. Gewerbliche Vermieter:innen runden das Angebot ab. Sie haben oft Gegenstände in größerer Stückzahl oder Geräte, die Privatpersonen gar nicht anbieten können. Außerdem sorgen sie für eine höhere Angebotsdichte auf shareonimo.at. Für Unternehmen, die Dinge vermieten, ist es zudem eine attraktive Möglichkeit genau dort präsent zu sein, wo Menschen nach Mietgegenständen suchen. Mit shareonimo.at sollte von Beginn an ein Geschäftsmodell entwickelt werden, das nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern auch die Wirtschaftlichkeit fördert.

Wie finanziert sich die Plattform?

Eine Herausforderung beim Aufbau unserer Plattform war – wie im Übrigen für viele Plattformen – die erforderliche Mindestanzahl an Transaktionen zu schaffen, während das Angebot noch gering ausfällt. Aus diesem Grund haben wir uns nicht auf eine einzige Einnahmequelle beschränkt, sondern kombinieren vier verschiedene, um nicht nur eine nachhaltige, sondern auch eine ökonomisch tragfähige Lösung zu schaffen:

  • Transaktionsgebühren: Unsere Haupteinnahmequelle sind Servicegebühren pro Privat-zu-Privat-Transaktion.
  • Abo-Modell für gewerbliche Anbieter:innen: Das fördert die regionale Angebotsdichte, was die Plattform für Nutzer:innen attraktiver macht.
  • Eigenvermietung: Über unsere Website identifizieren wir die am häufigsten nachgefragten Gegenstände und deren Einsatzgebiete. Die Schiene „Popup shareonimo“ fußt auf lokalen Kooperationen mit Händler:innen, um dort unsere Mietgegenstände vor Ort anzubieten. Davon profitieren sowohl der lokale Handel, als auch Nutzer:innen durch zentrale und gut angebundene “Verleihstationen”.
  • Einnahmen aus Werbung: Ab einer bestimmten Mindestanzahl an Seitenzugriffen möchten wir in Zukunft auch ein Angebot für Werbetreibende anbieten.

Was waren bisher eure größten Herausforderungen und Erfolge als Start-Up?

Eine bestehende Herausforderung ist die Suche nach einem Versicherungspartner, der Gegenstände während der Vermietung absichert. Da es sich um ein vielschichtiges Geschäftsmodell handelt, lässt sich das Risiko für Versicherungen scheinbar nur schwer kalkulieren. Tatsächlich gab es aber noch keine nennenswerten Schäden, was uns zeigt, dass hier die Zahlen zwischen “potentiellem Risiko”, das Versicherungen kalkulieren und dem tatsächlichen viel zu weit auseinander liegen. Wir sind guter Dinge, dass sich mit dem Wachstum des Unternehmens und steigenden Umsatzzahlen, bald eine Versicherung finden wird. (Das darf gerne als Aufruf verstanden werden! 🙂) Unser größter Erfolg ist es zu sehen, dass sich jeden Tag neue User auf shareonimo.at registrieren und wir regelmäßig positives Feedback zu unserer Idee bekommen. Auch die positiven Entwicklungen bei den lokalen Händler:innen-Kooperationen sind etwas, auf das wir stolz sind, da wir hier die Flexibilität unseres Geschäftsmodells bewiesen haben, die bisher ganz ohne Fremdkapital auskam. Aber auch das soll sich noch ändern und zählt zu unseren nächsten großen Meilensteinen, um noch schneller wachsen zu können.

Welchen Beitrag leistet Kreislaufwirtschaft zu einem schonenden Umgang mit Ressourcen?

Durch das Vermieten und Ausleihen von Gegenständen werden die Lebenszyklen von Produkten verlängert, was zu einer signifikanten Reduktion der Notwendigkeit neuer Produkte führt. Dies wiederum verringert die Umweltauswirkungen, die mit der Produktion, dem Transport und der Entsorgung von Waren verbunden sind:

  • Produktionsverringerung: Die Verringerung der Nachfrage nach neuen Produkten trägt zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei, die bei der Rohstoffgewinnung, Herstellung und Verpackung von Gütern entstehen. 
  • Transportreduktion: Weniger Neuproduktion bedeutet auch einen Rückgang im Transportbedarf. Der Transport von Waren, insbesondere über lange Strecken, ist eine bedeutende Quelle von CO2-Emissionen. Indem Produkte länger genutzt und lokal ausgeliehen statt neu gekauft werden, kann der verkehrsbedingte Ausstoß von Treibhausgasen weiter gesenkt werden.
  • Abfallminimierung: Durch die Verlängerung der Nutzungsdauer von Produkten wird die Menge an Abfall reduziert. Auch kommt die Vermietung gänzlich ohne Verpackungsmaterial aus.
  • Ressourcenschonung: Wir fördern durch dieses Konsumverhalten die effiziente Nutzung von Ressourcen, indem wir gemeinsam verhindern, dass Gegenstände größtenteils ungenutzt bleiben. Umgekehrt wird der Nutzen, den ein bereits erzeugter Gegenstand erbringt, um ein Vielfaches erhöht. 

Eine Studie, die die ähnlich strukturierte Schweizer Plattform Sharely in Zusammenarbeit mit ESU-Services durchgeführt hat, ergab, dass je 100 Miet-Transaktionen der meistvermieteten Artikeleffektiv 52 Käufe verhindert werden, was zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen von 88,4 kg pro Miet-Transaktion führt! Ähnliche Umwelteffekte können auch shareonimo.at zugeordnet werden.

Haben Sie einen Tipp für Konsument:innen, um nachhaltigere Konsumentscheidungen zu treffen?

Vor jedem Kauf sollte man sich die Frage stellen: „Wie oft brauche ich das wirklich?“ Wenn die Antwort “Maximal zwei oder drei mal im Jahr” lautet, dann ist es vermutlich sinnvoller, den Gegenstand einfach zu mieten. Egal ob ein Gegenstand klein, groß, günstig oder teuer in der Anschaffung ist – ökologisch und auch finanziell schlägt das Ausleihen in solchen Fällen fast immer den Neukauf.

Zu guter Letzt: Ihre Zukunftsvision für die nächsten Jahre?

Bei Shareonimo blicken wir in eine Zukunft, in der das Teilen und der gemeinschaftliche Konsum nicht nur eine Wahl, sondern eine Lebensweise ist. Wir träumen von einer Welt, in der Ressourcen effizient miteinander genutzt werden, der ökologische Fußabdruck jedes Einzelnen minimiert ist und der Zugang zu Produkten und Dienstleistungen demokratisiert wird, sodass jeder, unabhängig von seinem Hintergrund oder Einkommen, das nutzen kann, was er gerade braucht. In den kommenden Jahren planen wir, unsere Technologie weiterzuentwickeln, um noch intuitivere und personalisiertere Erlebnisse zu schaffen, die Nutzer:innen dazu inspirieren, mehr zu teilen und weniger zu konsumieren. Gleichzeitig wollen wir unser Angebot erweitern, um eine breitere Palette von Produkten und Dienstleistungen abzudecken und so den Bedürfnissen unserer wachsenden Gemeinschaft gerecht zu werden. Dabei wird es im ersten Schritt mutige Investoren mit Zuversicht und Vertrauen benötigen, die shareonimo.at mit uns gemeinsam auf solide Beine stellen.

Vielen Dank für das Gespräch!