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KategorienReportageUrban Greening in der Stadt: Begrünte Fassaden statt Hitzeinseln

Steigende Temperaturen und Hitzetage sind vor allem im städtischen Bereich eine Herausforderung für Mensch, Tier und Umwelt. Inwieweit können vertikale Begrünungen dabei Abhilfe schaffen und welche Rolle spielen Grünfassaden in Bezug auf Mikroklima, Artenvielfalt und Lebensqualität? Vertikale Begrünung unter der Lupe.

Wenn Hitzewellen über das Land ziehen

Was früher ein extrem heißer Sommer war, ist heute ein normaler, durchschnittlicher Sommer. Selbst die kühlsten Sommermonate der letzten 25 Jahre blieben meist deutlich über dem langjährigen Durchschnitt vor 1990, zeigen Messungen der ZAMG. Neben den Temperaturen, steigt auch die Bevölkerungszahl in urbanen Gebieten an – so leben rund 60 % der österreichischen Bürgerinnen und Bürger in Städten (lt. Statista, 2019). Dies stellt einen neuen Höchstwert dar.

Aufgrund der daraus resultierenden immer schneller wachsenden und dichter bebauten Städte, rückt die Begrünung von vertikalen Flächen wie  Hausfassaden zunehmend in den (optischen) Fokus. Obwohl nicht neu, bekam die Idee, Wände zu begrünen erst in den vergangenen Jahrzenten durch Friedensreich Hundertwasser oder Patrick Blanc neuerlichen Auftrieb. Um das städtische Klima und die Lebensqualität ihrer Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern, wurde die Bepflanzung von vertikalen Flächen in vielen Städten – wie Singapur, Mailand oder Wien – nach und nach ein wesentlicher Bestandteil der Raum- und Stadtplanung.

Begrünte Wände bringen Kühlung

Bauwerksbegrünungen reduzieren die gefühlte Temperatur bei Hitze um bis zu 13°C und können so urbanen Hitzeinseln entgegen wirken. Genau wie eine Begrünung auf dem Dach ist eine vertikale Begrünung eine gute Möglichkeit, mehr Pflanzen in städtische Gebiete zu bringen. Vor allem in dicht verbauten Stadtgebieten, entlang von Gehsteigen und in Erdgeschoßzonen wirken Begrünungen positiv auf das Mikroklima.   

Visualisierung einer Straße mit begrünten Wänden
So könnten Straßen mit begrünten Wänden aussehen und das Mikroklima in der Stadt verbessern. © GRÜNSTATTGRAU

Große Wirkung bei geringem Platzbedarf

  • Verbessertes Stadt- und Mikroklima: Urban Greening dient der Hitzereduktion und ist eine natürliche „Klimaanlage“ – je mehr Gebäude begrünt sind, desto größer und nachhaltiger wirkt sich der Kühleffekt auf das Stadtklima aus. Grüne Wände verbessern die Luftqualität, indem im dichten Laub schädliche Luftinhaltsstoffe und Feinstaub festgehalten werden. Noch dazu binden die Pflanzen CO2 und produzieren Sauerstoff.
  • Förderung von Biodiversität: Bepflanzte Fassaden bieten wertvolle Lebensräume für Insekten oder Vögel und tragen so zum Erhalt der Artenvielfalt bei.
  • Reduktion von Betriebskosten: Begrünte Wände führen auch zu weniger Kosten. Im Sommer bleibt es ganz ohne Klimaanlage kühl, da die begrünten Wandbereiche vor starkem Aufheizen bewahrt werden. Im Winter muss dank immergrüner Pflanzen an der Außenmauer weniger geheizt werden, da ein Isolationseffekt auftritt und die Heizwärme so besser in den Wohnräumen gehalten wird.
  • Schutz der Bausubstanz: Gut durchdachte Grünhüllen fungieren zudem als natürliches Schutzschild gegen Schlagregen und UV-Strahlung und erhöhen dadurch die Lebensdauer einer Fassade. Weiters bieten sie  eine ästhetische Aufwertung der Bausubstanz, wodurch die Lebensqualität im urbanen Raum und die Aufenthaltsqualität in Stadtquartieren gesteigert werden.

Mehr Natur in die Stadt: Innovative Projekte

Parkanlagen, Straßenbäume, Gärten und andere Grünflächen erbringen erhebliche Ökosystemdienstleistungen für Städte, werden auf lange Sicht aber nicht ausreichen, um die Hitze in urbanen Zentren einzudämmen. Fassaden werden jedoch bis heute vergleichsweise nur selten begrünt. Ein enormes und bisher ungenutztes Potenzial liegt daher im Gebäudebestand der Städte – für einen nachhaltigen Nutzen ist gerade deren Begrünung essentiell.

Dank innovativer Projekte können auch Einzelpersonen tätig werden und Grünfassaden forcieren – hier zwei ausgewählte Beispiele:

Zwischennutzungsprojekt mit Begrünungspotenzial – Garage Grande

Ebenfalls in Wien (16.Bezirk) gibt es seit kurzem das Zwischennutzungsprojekt „Garage Grande“:  Vor, in und an den Wänden der ehemaligen Garage werden aktuell diverse Bepflanzungen wie Kletterkiwi, Hopfen und Chinesischer Blauregen erprobt. Im 1. Stock werden darüber hinaus Pflanztröge zum Garteln bereitgestellt und 2 Stockwerke höher haben bereits zwei Bienenvölker ein neues Zuhause mitten in der Stadt gefunden.

BeRTA macht Häuser einfach grün

Im Rahmen des Forschungsprojekts „50 Grüne Häuser“ wurde beispielsweise ein spezieller Pflanzentrog entwickelt, verbunden mit einem Online-Einreichtool, das die Genehmigungsprozesse vereinfacht. Das All-in-One Paket „BeRTA“ umfasst alle notwendigen Schritte vom ersten Vor-Ort-Termin über die Planung, bis zur Errichtung der Grünfassade (förderfähig bis zu 5.700 Euro durch die Stadt Wien).

Einen ersten Eindruck wie eine Begrünung mit BeRTA-Modulen aussieht kann man sich seit Herbst 2019 in Innerfavoriten machen. Die dort errichteten Grünfassaden entwickeln sich gut und wachsen bereits die Hauswände empor. Mit dem Projekt soll zudem eine grüne Initialzündung gesetzt werden, um künftig breit auf andere Stadtgebiete und Städte übertragen zu werden – den Anfang macht die Stadt Graz.