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KategorienReportageNicht ohne dem neuesten Smartphone

Die Regelmäßigkeit neuer Modelle auf dem Markt, Angebote von Mobilfunkanbietern oder der Wunsch nach erhöhten technischen Funktionalitäten – welche Auswirkungen haben diese Faktoren auf die Nutzungsdauer von Smartphones? Bewusst Kaufen hat sich unter den Nutzerinnen und Nutzern umgehört.

Smartphones durchdringen unseren Alltag und verändern unsere Kommunikation, Rezeption und Wahrnehmung. In den vergangenen Jahren haben sich diese elektronischen „Alleskönner“ als unsere ständigen Begleiter etabliert und zu den gesellschaftlichen Leitgütern schlechthin entwickelt. Zu Aspekten der Nachhaltigkeit wurden Smartphones in der öffentlichen Diskussion bisher vorrangig aus dem Blickwinkel der Produktlebensdauer betrachtet. Wir möchten den Fokus dieses Mal auf die Produktnutzung legen: Warum werden (technisch oft einwandfreie) Geräte bereits frühzeitig ausgetauscht und welche Aspekte sind den Nutzern besonders wichtig?

Smartphones werden häufiger ersetzt als Jeans

Laut einer. im Jahr 2015 veröffentlichten, Studie der Arbeiterkammer Wien (in Zusammenarbeit mit Dr. Renate Hübner der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) werden Smartphones mit einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 2,7 Jahren schneller ersetzt als zum Beispiel Kleidungsstücke. Bei Smartphones zeigt sich eine Entkopplung der Nutzungsdauer von der tatsächlichen Produktlebensdauer – das bedeutet, dass sie oft frühzeitig ausgetauscht werden, obwohl die Geräte rein technisch noch länger funktionieren würden. Generell sind die Ursachen für das Nutzungsende eines Produktes vielfältig und unterscheiden sich je nach Produktkategorie erheblich: Bei vielen Elektrogeräten, etwa bei der Waschmaschine, hat eine lange (Lebens- und) Nutzungsdauer einen hohen Stellenwert, wohingegen bei Smartphones auch Faktoren, wie erhöhte technische Wunschvorstellungen oder neue Modelle auf dem Markt eine Rolle spielen.

Immer schnellere Innovationszyklen haben dazu geführt, dass die kürzere Lebensdauer von Gütern zunehmend als „normal“ empfunden wird. Daraus resultieren sinkende Erwartungen der Konsumentinnen und Konsumenten an Produktqualitäten (wozu auch die Produktlebensdauer zählt), wodurch der Preis häufig mehr als die Qualität zählt und demnach häufiger günstigere Produkte gekauft werden. Dies bietet wiederum für den Handel keinen Anreiz, langlebige und teurere Güter anzubieten. Für die Mobilfunkanbieter ebnet diese „Spirale“ den Boden für die Automatismen der Vertragsverlängerung – mit Angeboten geschenkter oder verbilligter neuer Smartphones in regelmäßigen Intervallen.

Online-Umfrage: Jüngere tauschen häufiger als Ältere, hohe Ansprüche an technische Funktionalität

Person fotografiert mit Handy Sonnenuntergang
Mehrheit der Österreicher/innen tauscht das Smartphone innerhalb von drei Jahren© Unsplash

Aufbauend auf diesen bestehenden Untersuchungen hat „Bewusst Kaufen“ eine für Österreich repräsentative Online-Umfrage mit 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern über die Nutzungsdauer des jeweils letzten verwendeten Smartphones sowie die Beweggründe für dessen Austausch durchgeführt. Auch diese Umfrage zeigte, dass die Mehrheit aller Befragten ihr Smartphone innerhalb von drei Jahren durch ein neues Modell ersetzt hat, wobei ältere Personen ihre Geräte tendenziell länger verwendeten als jüngere. Technisches Gebrechen bzw. Defekt war nur bei knapp jedem Zweiten ein Beweggrund für eine Neuanschaffung – daneben gab es auch eine Vielzahl anderer Motive, allen voran der laufend steigende Anspruch an die technischen Leistungsanforderungen.

Die Schlüsselergebnisse der repräsentativen Umfrage im Detail:

  • 64 Prozent aller Befragten haben ihr zuletzt genutztes Smartphone innerhalb von drei Jahren ersetzt – bei 30 Prozent lag dieser Wert sogar bei unter zwei Jahren.
  • In der Gruppe der 14-39 Jährigen nutzten 34 Prozent ihr Smartphone weniger als zwei Jahre, in der Gruppe der 40-69 Jährigen lag dieser Anteil hingegen nur bei 26 Prozent. Fast jede und jeder Dritte (32 Prozent) der 40-69 Jährigen behielt das Smartphone sogar länger als drei Jahre.
  • Ein wirklich defektes Gerät war nur für 43 Prozent ein (Mit-)Grund zur Neuanschaffung. Eine weitere wesentliche Rolle spielte der Anspruch der Nutzerinnen und Nutzer an die technische Leistungsfähigkeit – 32 Prozent tauschten ihr Smartphone z.B. aufgrund einer zu geringen Speichergröße oder eines zu schwachen Akkus. Weitere wichtige Beweggründe waren günstige Angebote seitens der Mobilfunkanbieter (11 Prozent), die Möglichkeit zur Übernahme eines geschenkten Gerätes (11 Prozent) oder ästhetische Mängel beim bisherigen Gerät (sieben Prozent).

Zusätzlich zur repräsentativen Meinungsumfrage wurde auch die Facebook-Community von Bewusst Kaufen zur Nutzung von Smartphones befragt. Im Zuge dieser offenen, nicht repräsentativen, Befragung nahmen mehr als 1.000 Nutzerinnen und Nutzer teil. Die hohe Beteiligung und Auskunftsbereitschaft macht deutlich, wie stark dieses Thema emotional besetzt ist. Im Gegensatz zur anonymen Umfrage sprach sich die Facebook-Community ein deutlich nachhaltigeres Nutzungsverhalten zu – 90 Prozent der Befragten gaben an, sich erst dann ein neues Smartphone anzuschaffen, wenn das alte Gerät defekt ist (im Vergleich zu 43 Prozent bei der anonymen Umfrage).

Bewusstsein schärfen: Durch längere Nutzungsdauer zu weniger Ressourcenverbrauch

Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse zeigen, dass neben der Produktlebensdauer auch die Nutzungsdauer – und damit verbunden die Erwartungen und Einstellungen der Konsumentinnen und Konsumenten – ein wesentlicher Hebel zu mehr Ressourcenschonung im Mobilfunkbereich ist. Dieser Notwendigkeit eines verstärkten „Consumer Empowerments“ widmet sich auch ein eigener Schwerpunktbereich im Rahmen der „Klima- und Energiestrategie 2030“ des Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT).

Es zeichnet sich ein gesellschaftlicher Wertewandel ab – weg von Besitzen, hin zu Teilen, Tauschen und Nutzen. Die nächsten Generationen werden einen anderen Zugang zu Produkten haben, bei dem Güter als Statussymbole nicht mehr eine so große Rolle spielen – vermutlich auch beim Thema Smartphones.

Quellen und weiterführende Links: