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KategorienReportageLanglebige Wintersportartikel & Räder

Österreich zählt als Sportnation – dies zeigt sich auch beim Kauf von Sportartikeln: In kaum einem anderen Land wird so viel für Sportartikel wie in Österreich ausgegeben. Um mehr Nachhaltigkeit in die Sportartikelbranche zu bringen, braucht es seitens der Produzent:innen sowohl die Bereitschaft, als auch die entsprechenden Angebote, um die Umweltauswirkungen zu reduzieren. Und – wie immer – können auch Konsument:innen einen Beitrag leisten. Wie sehen Sportartikelhersteller das Thema Nachhaltigkeit in der Sportartikelbranche? Welche Chancen und Grenzen gibt es? Welche Ansätze und Maßnahmen? Antworten auf diese Fragen gibt's in unserer Unter der Lupe-Reportage.

Person fährt Ski
© Unsplash

Insgesamt setzt die österreichische Sportartikelbranche rund 2,73 Milliarden Euro jährlich um. Der größte Teil entfällt dabei auf die Segmente Outdoor, Räder und Ski. Jede Person gibt jährlich rund 309 Euro (Statista, 2018) für Sportartikel aus, damit liegen Österreicher:innen innerhalb der EU an erster Stelle. Laut einer Studie von Deloitte im Jahr 2019 hat sich das Sportkonsumverhalten in Mitteleuropa in den Jahren davor kaum verändert. Positiv zu bewerten ist jedoch die zunehmende Bereitschaft, für nachhaltig produzierte und umweltfreundliche Produkte mehr Geld auszugeben.

Gerade bei Sportartikeln bietet sich das Thema Produktlebensdauer an und hier setzt auch unser aktuelles Themenspecial an. Alle wichtigen Informationen, z.B. wie können Outdoor-Sportartikel nachhaltiger werden, was sind problematische Materialien, welche  Alternativen bietet der Markt und worauf man beim Sportartikelkauf achten sollte, haben wir in einem umfassenden Ratgeber zum Thema „Langlebige Outdoorsportartikel: Wintersport und Fahrräder“ für Sie zusammengefasst. Zudem haben uns zwei Eco Design Studierende einen Einblick gegeben, wie ein Kletterhelm und ein Trekkingrucksack neu gestaltet werden könnten.

Fahrradkauf – neu oder gebraucht?

Fast drei Millionen Haushalte in Österreich besitzen lt. VCÖ zumindest ein funktionstüchtiges Fahrrad (VCÖ, 2021). Wir wollten mehr zum Thema wissen und welche Beweggründe es für den Kauf eines neuwertigen bzw. eines gebrauchten Fahrrads gibt. Liegt es z.B. am Design, am Preis oder an Nachhaltigkeitsaspekten?
Um dies herauszufinden, haben wir eine repräsentative Umfrage durchführen lassen und darüberhinaus wieder die „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“ Community befragt.

Knapp zwei Drittel der Österreicher:innen kaufen neuwertige Räder

So wurde abgefragt, wie das letzte Fahrrad erworben wurde– ob neu im Sportgeschäft gekauft oder gebraucht (auf einem Flohmarkt z.b.), dabei zeigt sich bei beiden Befragungen ein ähnliches Bild:

  • In der repräsentativen Befragung geben deutlich mehr als die Hälfte (59,6 %) der Österreicher:innen an, sich ein neues Rad zugelegt zu haben; überraschenderweise waren es bei der nachhaltigkeitsaffinen Zielgruppe sogar noch mehr (mit 64,9 % der Befragten)
Unterschiedliche Kaufgründe bei neuwertigen Fahrrädern in der österreichischen Bevölkerung und der nachhaltigkeitsaffinen Community
  • In der repräsentativen Umfrage belegte „Es war im Angebot“ Platz eins der häufigsten Antworten (39,9 %), während für die Bewusst Kaufen Community dieser Kaufgrund deutlich weiter hinten gereiht war (2,7 % der Antworten).
  • „Neueste Technik oder zusätzliche Features“ (18,3 % bei repräsentativen Umfrage und 20,4 % der Antworten – und damit Platz eins – bei der bewusstkaufen.at Befragung)
  • Eine inkludierte Garantie- und Serviceleistungen wurde von einem Viertel der Befragten (repräsentative Umfrage) angegeben, wohingegen nur 12,8 % der nachhaltigkeitsaffinen Community dies als Grund für den Fahrradkauf anführten.
Geringerer Preis und Ressourcenschonung sind die Hauptgründe für ein gebrauchtes Fahrrad
  • Für mehr als zwei Drittel (68 %) der Befragten in Österreich spielt der „geringere Preis“ eine Rolle, in der nachhaltigkeitsaffinen Community gaben nur 40 % dies als Begründung an.
  • Deutlich zurück liegt die „Ressourcenschonung durch längere Nutzungsdauer“ (mit 27,8 % in der repräsentativen Umfrage; 32,7 % auf bewusstkaufen.at)
Weitere Fragen an die Bewusst Kaufen Community

Bei den nur an die Bewusst Kaufen Community gestellten Fragen, was mit dem alten Fahrrad gemacht wurde, wie viele Fahrräder sie besitzen und wofür sie diese verwenden, zeigte sich:

  • Mehr als ein Drittel (38 %) hat das alte Fahrrad noch nicht weiterverkauft oder entsorgt, sondern nutzt es z.B. als Reserverad 
  • Jeweils ein Drittel der Befragten besitzen ein (35 %) bis zwei (34 %) Fahrräder, manche sogar mehr als vier (11 %).
  • Beim Verwendungszweck (Mehrfachnennungen waren möglich) sind die Nutzung des Fahrrads für Freizeitaktivitäten (51 %) und als Verkehrsmittel (46 %) um z.B. zur Arbeit zu gelangen, beinahe gleich oft genannt worden.

Perspektivenwechsel – mit Skiproduzent ATOMIC und Rad-Jungunternehmen My Esel

In unserem neuen Interviewformat befragen wir heimische Branchenvertreter:innen zum Thema Nachhaltigkeit, um so unterschiedliche Perspektiven und Positionen zu beleuchten. Zum Start haben wir Denis Dietrich, Global PR-Manager bei ATOMIC und Christoph Fraundorfer, Co-Founder und CEO von My Esel zum Interview geladen, moderiert hat Sepp Hackl vom Umweltbundesamt. Wir haben die wichtigsten angesprochenen Punkte zusammengefasst und geben in einem kurzen Video ein paar spannende Einblicke.

  • ATOMIC mit Sitz im österreichischen Altenmarkt ist der größte Skihersteller der Welt. Im Herzen der Alpen entwickelt und produziert das Unternehmen seit mehr als 60 Jahren Technologien für den Alpin-, Renn-, Skitouren-, und Langlaufsport. Die ATOMIC Austria GmbH ist Teil der Amer Gruppe und beschäftigt rund 750 Mitarbeiter:innen.
  • My Esel wurde 2017 von Christoph Fraundorfer und Heinz Mayrhofer in Linz gegründet und hat ihren Sitz in Traun. My Esel entwickelt, produziert und vertreibt die weltweit ersten Maß-Fahrräder für den Massenmarkt. Die Rahmen der My Esel Fahrräder und E-Bikes werden immer aus Holz in Österreich gefertigt.

Mehr Nachhaltigkeit in der Sportartikelbranche umzusetzen und langfristig zu etablieren, ist ein überaus umfassendes Vorhaben. Wo und wie setzt man an und was sind aus Ihrer Sicht die wesentlichen Punkte, auf die man sich konzentrieren muss?


Dietrich / ATOMIC: Was das Thema Umweltschutz oder auch CO2 Reduktion im Speziellen betrifft ist die Herangehensweise bei einem Sportartikelhersteller eigentlich nicht so anders wie in anderen Branchen. Prinzipiell ist es wichtig, das in einer Form anzugehen, dass man sich schnell bewusst ist was für Implikationen das für das Unternehmen und die Organisation als solches hat. Da reichen nicht Einzelmaßnahmen, sondern da muss ein Plan dahinterstehen. Wir machen seit 65 Jahren Ski und haben natürlich nicht von Anfang an zu jedem Zeitpunkt in diese Richtung gedacht, aber wenn man beginnt da anzusetzen ist es wichtig sich bewusst zu machen was das bedeutet und wo man hinwill. Wir sehen Nachhaltigkeit weniger als ein Marketing-Tool, sondern als unsere Verantwortung – gerade als weltweit agierender Produzent.

„Man muss eine Strategie entwickeln mit der man das Ganze in Richtung Nachhaltigkeit angehen möchte, denn nur damit kann man auch Erfolg haben und die Themen, die am wichtigsten sind und den größten Nutzen und Effekt haben, auch zuerst angehen.“
Denis Dietrich, Global PR Manager bei ATOMIC


Fraundorfer / My Esel: Für uns war es wichtig, den Begriff Nachhaltigkeit für uns selbst zu definieren, einerseits im Sinne von nachhaltigen Materialien einsetzen und CO2 zu sparen und andererseits als nachhaltiges Wirtschaften an sich. Konkret sehen wir drei Punkte als Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit:

  1. Wie stelle ich mich als Firma auf, was heißt es für mich nachhaltig zu wirtschaften, fair zu wirtschaften, vielleicht ein bisschen regionaler zu denken?! Wachstumsziele nachhaltig (und für uns ist Nachhaltigkeit immer verbunden mit „sinnvoll“) zu planen, zu strukturieren.
  2. Wie kann ich mein Produkt in der Produktion, im Lebenszyklus, in der Kreislaufwirtschaft und vielleicht auch im Second Life bestmöglich optimieren?
  3. Wie stark kann es zur Nachhaltigkeit beitragen, wenn das Produkt wirklich zur Kundin/zum Kunden passt? Wenn ich ein günstiges Produkt habe, das nicht viel oder nicht gerne genutzt wird, dann wird es schnell zum Wegwerfprodukt. Unser Ziel war von Anfang an das Produkt bestmöglich an die individuellen Kund:innenbedürfnisse anzupassen. Damit man möglichst lange ein super Produkt hat und damit glücklich ist und es auch nicht austauschen oder wegwerfen muss.

„Je länger das Produkt genutzt wird, desto nachhaltiger ist es im gesamten Konzept. Deshalb setzen wir bei My Esel auf Holz als langlebiges Material und Maßfertigung – das führt dazu, dass unsere Käufer:innen langfristig mit dem Produkt zufrieden sind und unsere Räder länger verwenden.“
Christoph Fraundorfer, Co-Founder & CEO von My Esel

Lesen Sie das gesamte Interview hier.

Repräsentative Umfrage im Detail

Eine im Auftrag von Bewusst Kaufen Ende September 2021 durchgeführte österreichweite repräsentative Online-Umfrage mit 500 Teilnehmer:innen im Alter von 14-75 Jahren, liefert folgende Ergebnisse: Die Umfrage zeigt, dass fast zwei Drittel aller Befragten ein neuwertiges Rad entweder im Einzelhandel/Sportgeschäft oder auf einer Online-Plattform gekauft oder es neu geschenkt bekommen haben.

Bezugsquelle des letzten Fahrrads

Wenn Sie an Ihr letztes/aktuelles Fahrrad denken – wie bzw. wo haben Sie dieses erworben?

  • Neuwertig: 46,6 % der Befragten haben ihr letztes Fahrrad im Einzelhandel/Sportgeschäft gekauft, 5 % haben es neuwertig auf einer Online Plattform gekauft. Weitere 6 % haben es neuwertig geschenkt bekommen und 2 % bekamen es neuwertig auf anderem Weg.
  • Gebraucht: 9 % der Befragten haben ihr letztes Fahrrad von einem Freund/einer Freundin bzw. Bekannten gebraucht gekauft, 7,2 % haben es gebraucht geschenkt bekommen, 4,6 % haben es über eine Online-Second Hand Plattform gebraucht gekauft. Auf dem Flohmarkt oder in einem Second Hand Geschäft wurden 3,5 % der Befragten auf der Suche nach einem gebrauchten Fahrrad fündig und 2,4 % haben es auf anderem Weg bekommen.
  • 6,8 % machten keine Angabe zur Bezugsquelle ihres letzten Fahrrades und 7 % gaben an noch nie ein Fahrrad gekauft bzw. noch nie ein Fahrrad geschenkt bekommen zu haben.

Gründe für den Kauf eines neuen Fahrrads:

Gründe für den Kauf eines gebrauchten Fahrrads:

Bewusst Kaufen – Umfrage im Detail

Wir haben die „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“ Community zwischen Ende September und Anfang Oktober 2021 zu ihren Ansichten bezüglich des Fahrradkaufs befragt (nicht repräsentative Umfrage). Gesamt nahmen mehr als 200 Personen an der Online-Umfrage auf www.bewusstkaufen.at teil, hier seht ihr die Ergebnisse im Detail:

Das letzte Fahrrad wurde neu im Sportgeschäft oder Einzelhandel kaufen – das war mit großem Abstand die häufigste Antwort auf unsere Frage nach dem letzten Fahrradkauf.
Eine zu erwartende längere Lebensdauer folgt bei den Gründen für den Kauf eines neuwertigen Fahrrades gleich hinter der neuesten Technik oder zusätzlichen Features.
Der im Vergleich zu neuen Fahrrädern geringere Preis ist das häufigste Argument für den Kauf eines gebrauchten Rades. Ressourcenschonung und die durch die Weiterverwendung längere Nutzungsdauer folgen knapp dahinter auf Platz zwei.
Das alte Rad wird von einem Großteil der Bewusst Kaufen Community behalten und beispielsweise als Reserverad genutzt.
Die häufigste Antwort auf die Frage nach der Anzahl der Fahrräder zeigt ein eindeutiges Ergebnis: Ein bis zwei Fahrräder. Aber auch 23 der über 200 befragten Personen besitzen sogar 4 Fahrräder oder mehr.
Für Freizeitaktivitäten und als Verkehrsmittel – diese beiden Verwendungszwecke sind unter den befragten Radfahrenden beinahe gleich auf.

Quellen: