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KategorienEco DesignRe-Design eines Kletterhelmes

Die Sportartikelbranche ist sehr divers und es gibt zahlreiche unterschiedliche Artikel – welche neu gedacht und in Bezug auf Nachhaltigkeit optimiert werden können. Im Zuge eines Eco Design Projektes wurde ein vollständig kreislauffähiger Kletterhelm konzipiert. Im Rahmen einer Masterarbeit hat sich gezeigt, dass durch eine zielgerichtete Materialwahl, sowie einer reparatur- und recyclingfreundlichen Konstruktion die Umweltperformance eines Kletterhelmes signifikant verbessert werden kann.

Outdoor und Natur gehören untrennbar zusammen

Das Interesse an Outdoorsportarten nahm in den letzten Jahren stetig zu. Mit dem steigenden Andrang neuer Kund:innen konnte die Branche beachtliche Umsatzzuwächse verzeichnen [1]. Gleichzeitig stehen der Klimawandel und steigende Ressourcenverbrauch in direktem Zusammenhang mit unserem derzeitigen linearen Wirtschaftssystem. Dies ist vor allem für die Outdoorbranche von großer Relevanz, denn die Unternehmen tragen durch ihre Geschäftstätigkeiten aktiv zur Degradation der Naturlandschaften und fortschreitenden Klimakrise bei und untergraben dabei ihre wichtigste Geschäftsgrundlage, die Unversehrtheit der Natur. Bemühungen der Unternehmen umweltfreundliche Produkte zu gestalten, konzentrieren sich aktuell vorwiegend auf Bekleidungs- und Schuhwaren [2]. Dabei kommen auch erste Ansätze zirkulärer Kreislaufmodelle zum Einsatz [3]. Diese beschränken sich bislang jedoch vorrangig auf den Einsatz recycelter Textilfasern[4][5]. Im Gegensatz dazu bleibt das Angebot an nachhaltigen Produkten im Hartwarensegment gemessen am Gesamtangebot sehr klein.

Georg Thaler, „Eco Design“ Student an der FH Wiener Neustadt Campus Wieselburg hat sich in seiner Master Thesis dieser Thematik angenommen und beschäftigt sich mit dem Re-Design eines Kletterhelmes. Im Auftrag des Bergsportartikelherstellers Salewa wurde dabei das Ziel verfolgt, ein möglichst ressourcenschonendes und kreislauffähiges Helmkonzept zu entwickeln.

Auf Spurensuche: Nachhaltigkeit bereits im Design mitdenken

Der sogenannte Eco Design Ansatz kann für die Outdoorbranche der Schlüssel zur Lösung dieses Dilemmas darstellen. Durch die frühzeitige Berücksichtigung potenzieller Umweltauswirkungen im Designprozess kann die Umweltperformance von Produkten gezielt und systematisch verbessert werden. Dies beinhaltet eine umfassende Analyse des Ausgangsproduktes, wobei neben der Konstruktion des Kletterhelmes die mit einem Helm verbundenen Umweltwirkungen untersucht wurden. Im Rahmen einer Ökobilanz wurden dabei unter anderem der CO2-Fußabdruck und Ressourcenverbrauch des Helmes ermittelt. Die Auswertung hat gezeigt, dass die Herstellungsphase in allen untersuchten Wirkungskategorien für ca. 90 % der potenziellen Umweltwirkungen verantwortlich ist, was vor allem auf die eingesetzten Materialien zurückzuführen ist. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen wurden im Anschluss zielgerichtete Designmaßnahmen erarbeitet.

Circular Helmet – der erste seiner Art

Im Designprozess lag der Fokus vor allem auf der Optimierung des Materialeinsatzes: neben dem Einsatz recycelter und kreislauffähiger Materialien kann der Helm aufgrund speziell designter Verbindungselemente ohne den Einsatz von Spezialwerkzeug zerlegt werden. Die verbauten Materialien können so am Ende des Lebenszyklus recycelt und in einem neuen Produkt verbaut werden. Defekte Bauteile können einfach und schnell ausgetauscht und so die Nutzungsdauer des Produktes verlängert werden.

Die entwickelte Konstruktion ermöglicht es außerdem, ein modulares Helmkonzept anzubieten, wodurch der Kund:innennutzen des Produktes erhöht werden soll. Für Viele steht bei der Wahl des Helmes ein möglichst geringes Produktgewicht im Vordergrund. Um diese Anforderung zu erfüllen, kann für den Einsatz beim Klettern eine gewichtsoptimierte, partielle Außenschale verbaut werden. Mithilfe einer zweiten, vollumschließenden Außenschale und dazugehörigen, aus up-gecycelten Textilresten hergestellten Ohrpads kann der Kletterhelm für eine Nutzung als Skitourenhelm umfunktioniert werden. So kann dieser für unterschiedliche Einsatzbereiche genutzt werden, ohne dabei Abstriche bei der Schutzwirkung in Kauf nehmen zu müssen. Diese Form der Funktionsintegration verfolgt dabei das Ziel, dass sich Kund:innen keinen zweiten Helm für die Wintermonate zulegen, das trägt weiter zur Schonung von Umwelt und Ressourcen bei.

Neben diesen konstruktiven Maßnahmen sieht das entwickelte Konzept auch die Implementierung eines zirkulären Geschäftsmodells vor. Dieses umfasst das Einrichten eines Reparatur- und Rücknahmeservices. So können defekte oder ausrangierte Helme an den Hersteller zurückgegeben werden, welcher diese repariert oder die verbauten Materialien einem Recyclingprozess zuführt.

So könnte ein nachhaltiger Kletterhelm aussehen, Skizze © Georg Thaler

Messbar nachhaltiger

Die Effektivität der getroffenen Designmaßnahmen wurde im Zuge einer zweiten Ökobilanz überprüft. Dabei zeigte sich, dass die gewählte Designphilosophie die Umweltperformance des Helmes in allen untersuchten Wirkungskategorien signifikant verbessern kann. So konnten der CO2-Fußabdruck um 75 % und der produktbezogenen Ressourcenverbrauch um 60 % verringert werden.

Die Ergebnisse bestätigen außerdem, dass ein reparaturfreundliches Design die Umweltwirkungen des Helmes zusätzlich verringern und zur Schonung der Ressourcen beitragen kann. Um das Potenzial des entwickelten Konzeptes jedoch bestmöglich ausschöpfen zu können, ist die Implementierung eines zirkulären Geschäftsmodells unabdingbar, damit Unternehmen in weiterer Folge die eröffneten ökologischen Potenziale auch tatsächlich bestmöglich nutzen können.

Zur Person

DI Georg Thaler, MSc

Ursprünglich aus Südtirol, absolvierte Georg Thaler nach dem Studium in Agrarwissenschaften an der BOKU Wien noch den Masterstudiengang in Eco Design an der FH Wieselburg. Als begeisterter Bergsportler lag es für ihn auf der Hand sich im Zuge seiner Abschlussarbeit mit dem Themenfeld nachhaltiger Outdoorprodukte zu befassen, um einen Weg zu finden möglichst umweltfreundliche Produkte entwerfen zu können, ohne dabei Abstriche bei deren Performance und Sicherheit hinnehmen zu müssen. Mittlerweile ist Thaler als Berater für Ressourcenmanagement, Ökobilanzierung und Kreislaufwirtschaft tätig und beschäftigt sich über eine Vielzahl an Industriezweigen hinweg mit der Thematik der ressourcenschonenden und zukunftsfähigen Transformation.

Quellen

[1] ispo.com, 2019

[2] Conradin and Marklowski, 2017

[3] Hodgson, 2017

[4]Oberalp Group, 2020

[5] Pope, n.d.