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KategorienGastbeitragChristbaum im Topf – eine bessere Alternative?

Zur besinnlichen Weihnachtsstimmung gehört für viele Menschen ein Weihnachtsbaum. Berichte über Pestizide, Monokulturen und teils lange Transportwege trüben diese Stimmung zunehmend. Eine ökologischere Variante stellt der gemietete Weihnachtsbaum im Topf dar, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind.

Gastbeitrag von Lea-Marie Menke

Kritik am Wegwerfartikel Weihnachtsbaum

In Österreich werden laut Bundesforschungszentrum für Wald (2021) jährlich etwa 2,8 Millionen Nadelbäume für das Weihnachtsfest aufgestellt. Über 90% dieser Bäume stammten aus Österreich, weniger als 10% wurden importiert. Von den, aus Österreich stammenden Bäumen, kommt etwa ein Fünftel aus Waldbetrieben.
Ein Großteil der in Österreich verkauften Christbäume stammt von Plantagen, in denen sie gedüngt und mit Pestiziden bespritzt werden. Dies stellt eine große Belastung für Böden, Gewässer und Tiere, insbesondere für Insekten dar. Doch auch für die Menschen sind die pestizidgetränkten Bäume, die meist über mehrere Wochen in Wohnräumen stehen, schädlich. Der BUND e.V. (2017) stellte bei drei von vier der untersuchten Christbäume gefährliche Pestizide fest, von denen unter anderem eines speziell für die Bäume und ein anderes sogar komplett in Deutschland verboten ist. Nachhaltiger lässt es sich daher unter einem Bio-Baum feiern.
Die Gesamtfläche, die zum Anbau der Weihnachtsbäume in Österreich benötigt wird, beträgt bis zu 3.500 Hektar, was über 4.900 Fußballfeldern entspricht (BFW, 2021). Dieser Platz könnte gleichermaßen zum Anbau von Nahrungsmitteln eingesetzt oder zur langfristigen Aufforstung genutzt werden. Ein klassischer Christbaum benötigt außerdem mindestens fünf bis zehn Jahre, bevor er als Weihnachtsbaum gefällt wird. In dieser Zeit binden die Bäume aus Plantagen, wie jeder andere Baum auch, CO2. Nach jeder Saison müssen allerdings neue Bäume gepflanzt werden. Ein junger Baum kann dabei im Vergleich zu stetig wachsenden Bäumen verhältnismäßig weniger CO2 binden. Dieser Kritikpunkt trifft auch auf die, als nachhaltig deklarierten, biologisch zertifizierten Bäume zu.

Alternativen zur klassischen Version des Weihnachtsbaums

Ein Weihnachtsfest mit Tannenbaum gehört für viele Menschen zur Tradition. Immer mehr Personen überlegen jedoch, wie sie den hohen Konsum an Weihnachten begrenzen und den gefällten Christbaum, der ein Wegwerfartikel ist, ersetzen können (YouGov, 2020). Für all diejenigen, die nicht komplett auf die Tradition des Christbaums verzichten wollen, gibt es Alternativen zum konventionellen Baum wie beispielsweise zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume, Bäume im Topf oder Dekobäume aus Plastik oder anderen Materialien, sowie gebastelte oder gemalte Varianten.

Wie nachhaltig sind geliehene Christbäume?

Wie auch bei geschlagenen Weihnachtsbäumen sollte bei geliehenen Bäumen auf die regionale Herkunft mit möglichst kurzen Transportwegen ohne den Einsatz von Pestiziden geachtet werden. Neben lokalen Baumschulen und regionalen Förstereien gibt es Anbieter:innen, die sich auf den Christbaumverleih spezialisiert haben. Wie in fast allen Bereichen gibt es Mietbäume auch aus Baumärkten und Discountern. Diese sind allerdings keine nachhaltigere Wahl, da die Bäume oftmals aus Monokulturen stammen, pestizidbelastet sind und durch Transport oder Lagerung mitunter bereits beschädigt sind. Dennoch bringen geliehene Bäume, unter der Voraussetzung, dass sie aus regionalen Betrieben stammen, die ohne Pestizide arbeiten, gewisse Vorteile mit sich.

Pro

  • Langlebigkeit: Die Bäume können bis zu vier Mal als Christbaum wiederverwendet werden und leben danach als Baum im Wald weiter.
  • Umweltfreundlichkeit: Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Bäume in einen Topf gesetzt und versandt werden, sowie nach dem Wiedereinpflanzen nach Weihnachten, binden sie CO2. Kurze Transportwege halten den CO2-Ausstoß beim Transport gering.
  • Zeitersparnis: Der gemietete Christbaum im Topf wird sowohl angeliefert als auch abgeholt und auch die Pflege benötigt wenig Aufwand.
  • Frische: Wird der Baum regelmäßig gegossen, bleibt er über die Feiertage frisch, nadelt nicht und behält sowohl seine Farbe als auch den Duft.

Es gibt allerdings auch einige Kritikpunkte am Weihnachtsbaum im Topf.

Contra

  • Empfindlichkeit bei Pflegefehlern: Es besteht das Risiko, das der Baum die Temperaturunterschiede nicht verträgt oder die/der Konsument:in ihn zu viel oder zu wenig gießt, sodass er noch vor dem Rücktransport eingeht. Ein geliehener Baum im Topf sollte daher generell maximal 14 Tage in den Wohnräumen stehen (Hoffmann, 2022).
  • Überlebenschance: Der Prozess des Auspflanzens, Wurzelkappens und Eintopfens vor Weihnachten und das Zurück-in-die-Erde-Pflanzen danach strapaziert die Bäume stark. Insbesondere da dies meist über mehrere Jahre hinweg geschieht. Daher sollten beim Kauf flachwurzelnde Arten wie z.B. Fichten bevorzugt werden, da sie den Prozess leichter überstehen als von Natur aus tiefwurzelnde Bäume, wie beispielsweise Nordmanntannen (Prosche, 2022).
  • Preisrahmen: Je nach Größe des Baumes ist ein geliehener Tannenbaum guter Qualität teurer als ein gewöhnlicher, gefällter Baum. Abhängig von Anbieter:in, Größe und Sorte liegt der Preis für einen geliehenen, umweltfreundlichen Baum im Topf zwischen 50 und 120 Euro. Hierbei sollte berücksichtigt werden, dass bei vielen Betrieben im Preis bereits die Transportkosten inbegriffen sind.
  • Aussehen: Die Bäume im Topf sind tendenziell weniger üppig begrünt, schmächtiger, und unregelmäßiger gewachsen als viele herkömmliche Weihnachtsbäume.

Hinweis zum Faktor Transport: Gefällte Christbäume können grundsätzlich platzsparender transportiert werden als getopfte, weshalb hier der Mietbaum in puncto CO2-Bilanz bei der Lieferung mitunter schlechter abschneidet. Der Bezug aus möglichst regionalem Anbau – um lange Lieferwege zu reduzieren – gilt aber natürlich gleichermaßen für konventionelle Bäume wie jene im Topf. Einige Anbieter:innen bieten zudem eine CO2-neutrale Zustellung.

Der Prozess von der Auswahl bis zur Abholung nach Weihnachten

  1. Geeignete:n Anbieter:in finden: Nach der Entscheidung für einen Christbaum im Topf muss zunächst ein passender Betrieb gefunden werden. Idealerweise fällt die Wahl auf einen regionalen Betrieb, der auf den Einsatz von Pestiziden oder sonstige umweltfeindliche Prozesse verzichtet.
  2. Bestellung und Lieferung: Die Anbieter:innen stellen Interessierten die Wahl, ob sie einen Baum im Topf kaufen oder mieten möchten. Zudem bieten sie verschiede Modelle in jeweils unterschiedlichen Größen, beginnend ab 1,00 m bis hin zu 2,30 m, an. Haben sich die Käufer:innen entschieden, wird der Baum in der Regel innerhalb von einer Woche später geliefert bzw. kann von der Verkaufsstelle abgeholt werden.
  3. Pflege: Wichtig bei allen Bäumen im Topf ist die entsprechende Pflege. Einen Baum zu mieten ist nur dann tatsächlich nachhaltig, wenn der Baum so sorgsam behandelt wird, dass er Weihnachten überlebt und danach wieder eingepflanzt werden kann. Dazu gehört einerseits, dass der Baum nicht direkt in die Wohnräume gestellt wird, sondern zuerst in einem kühlen Raum, wie beispielsweise der Garage, akklimatisieren kann. Andererseits sollte der Baum zum Weihnachtsfest regelmäßig gegossen werden.
  4. Abholung: Damit der Baum nach Weihnachten zeitnah abgeholt und wieder eingesetzt werden kann, muss mit den Anbieter:innen ein Abholtermin vereinbart werden. Die Betriebe bieten zu diesem Zeitpunkt häufig noch an, dass Konsument:innen den Baum für einen Aufpreis erwerben und selbst einpflanzen, um ihn im nächsten Jahr erneut nutzen zu können.

Fazit

Einen Baum zu fällen, nur damit er für wenige Tage im Wohnzimmer steht, ist zweifelsfrei wenig nachhaltig. Oftmals benötigt die Entscheidung für eine nachhaltigere Alternative Überzeugungsarbeit innerhalb der Familie und eine differenzierten Betrachtung, ob die Alternative tatsächlich nachhaltiger ist. Der geliehene Christbaum im Topf stellt dabei keine Ausnahme dar. Er kann eine umweltfreundlichere Variante sein, unter der Vorrausetzung, dass er aus regionalem (Bio-)Anbau mit möglichst kurzem Transportweg stammt und bei guter Pflege mehrere Jahre überlebt.

Die Autorin, Lea-Marie Menke, studiert im Masterstudiengang Green Marketing am Campus Wieselburg. Der Artikel entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung „Nachhaltiger Konsum“. Die Lehrveranstaltung beschäftigt sich unter anderem mit den Umweltauswirkungen von Konsum, nachhaltigen Konsumpraktiken und suffizienzorientiertem Marketing.

Quellen: