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KategorienWissenswertOnline-Streaming: ist das auch klimafreundlich möglich?

Das Streamen von digitalen Inhalten wie Filmen, Serien oder Musik wird immer beliebter – diese Entwicklung erhöht allerdings auch den globalen CO2-Ausstoß in beträchtlichem Ausmaß. Schätzungen zufolge verursachen digitale Technologien bereits rund 4 Prozent der globalen CO2-Emissionen und die Tendenz steigt. Vor allem das Streamen von Videos hat einen hohen Energieverbrauch – wie Streamen klimafreundlicher werden kann, beleuchten wir in diesem Beitrag.

Streaming von Videos und Musik wird immer beliebter

Fernsehen zählt zu den Top3 der Lieblingsaktivitäten der Österreicher:innen und dabei gewinnt das Online-Streaming über das Internet z.B. über Youtube, Facebook oder über Bezahldienste wie Netflix, Amazon Prime, Sky oder Disney+ immer mehr an Bedeutung. Im Schnitt verbringt ein Erwachsener in Österreich bereits durchschnittlich 52 Minuten pro Tag mit dem Konsum von Online-Videos – in der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Nutzungsdauer mit 1 Stunde und 20 Minuten sogar um rund 1/3 höher.[1] Auch das Streamen von Musik wird immer beliebter. Einer Umfrage von Statistik Austria zufolge haben 2021 rund 41 Prozent aller Befragten Österreicher:innen Musik oder andere Audio-Inhalte wie Hörbücher oder Podcasts von kommerziellen Anbietern wie z.B. Spotify. Amazon Music oder Apple Music über das Internet gestreamt – bei den 16- bis 24-Jährigen waren es sogar über 60 Prozent.[2]

Videoangebote am TV-Gerät
Vor allem das Streamen von HD-Videos auf großen Bildschirmen treibt die Energiebilanz in die Höhe© Unsplash

Die Schattenseite: Streaming treibt die CO2-Emissionen in die Höhe

Online-Streaming ermöglicht es Nutzer:innen aus einer Vielzahl an verfügbaren Inhalten die für sie individuell passenden auszuwählen, ohne dass sie dabei an analoge Datenträger wie CDs oder DVDs oder an eine bestimmte Uhrzeit gebunden sind. Die Filme, Serien oder Songs stehen jederzeit zum Abruf bereit und lassen sich z.B. auch unkompliziert am Smartphone oder Laptop abspielen. Allerdings ist Streaming auch ein CO2-Treiber, da für das Speichern, Abrufen und Streamen stetig Energie benötigt wird. Dabei wird nicht nur Energie für die Rechenzentren, sondern auch für die Übertragung und beim Konsumieren via Endgerät benötigt – nicht zu unterschätzen ist außerdem der Energieaufwand, der für die Herstellung der Endgeräte benötigt wird. Laut einer Studie des französischen Klima-Think-Thanks „The Shift Project“ entstanden 2018 durch das Streamen von Online-Videos über 300 Millionen Tonnen CO2, was dem gesamten Treibhausgasausstoß von Spanien entspricht. Eine Studie des deutschen Umweltbundesamt hat außerdem untersucht, inwiefern sich unterschiedliche Übertragungstechnologien auf die CO2-Bilanz auswirken. Es zeigte sich, dass es dabei signifikante Unterschiede gibt: Die geringste CO2-Belastung verursachen HD-Videos, die per Glasfaser-Anschluss übertragen werden, bei Kupferkabeln (VDSL) wird doppelt so viel CO2 produziert. Am höchsten fällt die Datenübertagung mit UMTS (3G) ins Gewicht.

Die Anbieter tragen Verantwortung

Den größten Beitrag zu klimafreundlichem Streaming können die Anbieter von Streamingdiensten selbst leisten, zum einen indem der Stromverbrauch von Rechenzentren durch effizientere Kühlung und Prozessormanagement reduziert wird, zum anderen durch einen Umstieg auf Ökostrom zum Betrieb der Serverfarmen. Pilotprojekte wie in Skandinavien, wo das weltweit erste klimapositive Rechenzentrum steht, zeigen, dass zudem auch die Abwärme von Rechenzentren effektiv genutzt werden kann. Wird diese zum Beispiel ins Fernwärmenetz eingespeist können Gebäude damit geheizt werden. So können die Rechenzentren sogar mehr Energie produzieren, als sie verbrauchen und als Stromspeicher eine wichtige Rolle bei der Energiewende spielen.

Videoangebote am Handy
Auch Konsument:innen können einen Beitrag leisten, um Streamen klimafreundlicher zu machen© Unsplash

Tipps für klimafreundliches Streamen

  • Für das Streamen benötigen auch Konsument:innen Strom – den CO2-Fußabdruck verbessern kann man durch die Wahl eines Stromanbieters, der Strom aus erneuerbaren Quellen nutzt, dazu zählen Wasser, Wind, Sonne, Erdwärme, Biomasse, Klär- und Deponiegas. Im Vergleich zur Verbrennung fossiler Energieträger ist Ökostrom nahezu CO2-neutral. Mehr Infos
  • Auch eine möglichst lange Nutzungsdauer von Geräten wie Smartphones oder Tablets verbessert die Öko-Bilanz, da in der Herstellung der Endgeräte ein nicht unbeträchtlicher Ressourcen- und Energieaufwand steckt. Bei einem Neukauf empfiehlt es sich auf energieeffiziente Geräte zu achten.
  • Auch das eigene Nutzungsverhalten hat Einfluss – bewusstes Konsumieren und ein kluger Umgang mit digitalen Anwendungen schonen ebenfalls Ressourcen, wie zum Beispiel:
    • Geräte oder Anwendungen, die man nicht nutzt, ausschalten bzw. beenden
    • Streamen über energieeffiziente Geräte und kleinere Bildschirme wie Handy oder Tablet verbraucht weniger Energie als ein Smart-TV
    • Songs, die man öfters hört, downloaden, anstatt sie regelmäßig zu streamen
    • Will man Musik streamen und keine Videos dazu sehen, dann bewusst auf die Videofunktion verzichten (z.B. nicht über Youtube abspielen).
    • WLAN anstatt Mobilfunk nutzen – das verbraucht weniger Energie
    • Bewusst auf „grüne“ Service-Provider und Anwendungen zurückgreifen
    • Geringere Bildqualität spart ebenfalls Energie
    • Digital Detox: Den Videokonsum allgemein reduzieren oder z.B. auf bestimmten Zeitrahmen begrenzen

Quellen und weitere Infos:


[1] Vgl. de.statista.com: Statistiken zum Thema Video-Streaming in Österreich, Stand: 3.9.2021