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KategorienInterviewInnovation in jeder Faser: Über die Nachhaltigkeit in der Textilbranche

18 Standorte, mehr als 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – die Lenzing Gruppe ist ein weltweit agierendes Unternehmen und zeigt, dass sich wirtschaftlicher Erfolg gut mit Klimaschutz vereinen lässt. Caroline Ledl, Head of Product Management Textiles der Lenzing AG im Interview über Innovationen und Nachhaltigkeit in der Textilbranche.

Lenzing bekennt sich als Unternehmen zur Produktion von nachhaltigen und umweltfreundlichen Textilfasern u.a. mit den Ecovero Fasern für Viskose oder den Tencel Lyocellfasern. Was waren die Beweggründe dafür, sich auf die Produktion von Textilfasern aus nachwachsenden Rohstoffen zu spezialisieren?

Seit Anbeginn der Produktion wurde bei Lenzing auf den nachwachsenden Rohstoff Holz gesetzt. Holz ist in Österreich ein sehr wichtiger Rohstoff, der uns zudem unabhängig von Baumwolle macht und die Produktionsstandorte in Mitteleuropa sichert. Bereits in den 90er Jahren hat man bei Lenzing erkannt, dass es nicht nur um Produktion und Beschäftigung geht, sondern auch um Umwelt und Lebensqualität. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Unternehmen auch stark weiterentwickelt – vom klassischen Viskoseproduzenten zum innovativen Faserproduzenten mit Fokus auf nachwachsende Rohstoffe und ökologische Produktion.

„Nachhaltigkeit sollte nicht nur ein Teil eines Unternehmens sein, sondern liegt bei uns im Kern der Geschäftsstrategie. Alles was wir tun – sei es in der Produktentwicklung oder beim Standortausbau – muss einen geringeren ökologischen Fußabdruck als die bisherige Variante aufweisen.“

In den letzten Jahren wurden die Marken von Lenzing auch bei Endkonsumentinnen und Endkonsumenten viel stärker sichtbar. Wie sieht es mit der kundenseitigen Nachfrage nach umweltfreundlichen Textilfasern aus?

Ich denke, dass sowohl umweltfreundlichere Textilfasern, als auch deren nachhaltige Produktion in der Gesellschaft bereits an Bedeutung gewonnen haben und auch in Zukunft einen immer höheren Stellenwert einnehmen werden. Generell beobachten wir auch eine entsprechend steigende Nachfrage – insbesondere bei der jüngeren Generation, die sich verstärkt mit den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit auseinandersetzt.

Ist Nachhaltigkeit zum wesentlichen Verkaufsfaktor geworden?

Nachhaltigkeit ist sicherlich ein Faktor von vielen. Das Interesse an unseren Fasern ist aber sicher nicht rein der Nachhaltigkeit oder der Tatsache, dass es sich um nachwachsende Rohstoffe handelt, geschuldet. Auch die Fasereigenschaften spielen eine wichtige Rolle. Zum Beispiel ist Tencel Modal sehr weich und warm auf der Haut und besonders angenehm für Unterwäsche oder Nachtwäsche, Lyocell hingegen erzeugt ein kühlendes Gefühl und bietet sich insbesondere für Sommerkleidung wie beispielsweise Blusen oder Kleider an.

Einer Untersuchung der britischen Ellen MacArthur Stiftung nach könnte die gesamte Textilindustrie bis 2050 weltweit für ein Viertel des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes verantwortlich sein. Welche Veränderungen sind aus Ihrer Sicht nötig, um diesem großen ökologischen Fußabdruck entgegenzuwirken? 

Es braucht auf mehreren Ebenen Veränderungen. Als Unternehmen arbeiten wir natürlich weiterhin an unserer Vorreiterrolle in puncto Innovation und Nachhaltigkeit und haben uns mit der klimaneutralen Produktion bis 2050 auch ein ambitioniertes Ziel gesetzt. Wir haben uns angesehen, welche CO2-Emissionen bei Lenzing entstehen und einen Plan entwickelt, wie diese reduziert werden können. Unsere Klimaziele wurden uns im Rahmen der „Science Based Targets“-Initiative vergangenes Jahr bestätigt. Auch mit der längerfristigen „True Carbon Zero“-Kampagne werden Maßnahmen in vier wichtigen Bereichen gesetzt – Energieeinsparungen, erneuerbare Energien, neue Technologien und Engagement der Lieferanten. Zudem unterstützen wir die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen zur Begrenzung des Klimawandels.

„Wir wollen die Ökologisierung der Branche vorantreiben und entlang der gesamten Wertschöpfungskette Veränderungsprozesse anstoßen. Das reicht von der Entwicklung klimaneutraler Fasern bis hin zum verstärkten Einsatz von erneuerbaren Energien in den Produktionsstätten.“

Aber auch seitens der Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger wären unterstützende Maßnahmen wünschenswert – zum Beispiel mit Incentives oder die Reduktion der Mehrwertsteuer für Unternehmen, die gewisse nachhaltige Kriterien wie den Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen erfüllen.

Wagen wir einen kurzen Blick in die Zukunft. Wie wird sich Ihrer Einschätzung nach die Textilindustrie auf Produzenten- und Konsumentenebene in den nächsten Jahrzehnten verändern?

Wir als Unternehmen sind gefragt, auch weiterhin neue und klimaschonende Lösungen zu entwickeln. Aber auch die Konsumentinnen und Konsumenten können einen Beitrag leisten, denn auch der Konsum und die Länge der Nutzungsdauer entscheiden schlussendlich über den ökologischen Fußabdruck der Kleidung. Derzeit werden Kleidungsstücke im Durchschnitt nur 7 Mal getragen – da hilft es auch wenig, wenn die Produktion so ökologisch wie möglich ist. Fast Fashion wird sich aber vermutlich nicht so schnell umkehren, dafür werden Kreislaufwirtschaft und recycelte Materialien eine größere Rolle spielen. Themen wie Klimaschutz, CO2-Emissionen, Wasserverbrauch, Einsatz von Chemikalien, Recyclingmaterialien etc. werden natürlich auch unsere Zukunft prägen. Lenzing sieht sich mittendrin in diesen Themen und wird weiterhin nicht nur am Ball bleiben, sondern an der Front tätig sein.

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