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Ratgeber10 Tipps für nachhaltige Kosmetik

Es gibt wenige Produkte, mit denen wir so „hautnah“ in Kontakt treten wie mit Kosmetik – Produkte mit natürlichen Bio-Inhaltsstoffen und einer guten Ökobilanz haben einen dementsprechend hohen Stellenwert. Naturkosmetik, natürliche Pflege und nachhaltige Beauty-Produkte bringen der Umwelt, dem Klima und unserer Gesundheit was. Worauf du in punkto nachhaltiger Kosmetik achten kannst, liest du hier.

1. Weniger ist mehr – Kaufe nur Produkte, die du auch wirklich brauchst

  • Eine riesige Palette an Kosmetika verleitet uns dazu, unzählige Produkte zu verwenden, die wir mitunter gar nicht benötigen oder unserer Haut sogar gar nicht guttut – denn auch in der Hautpflege gilt in erster Linie: Weniger ist mehr.
  • Statt zahlreichen Peelings, Gels, Cremes für Tag und Nacht etc. reicht ein dem eigenen Hauttyp entsprechendes Basis-Set an Pflegeprodukten aus und auch ein „Make-Up-freier Tag“ ab und zu kann nicht schaden. 

Wusstest du eigentlich? Der Trend zu einer reduzierten Hauptpflegeroutine wird neuerdings auch mit dem Schlagwort „Skinimalism“ (eine Verbindung aus „Skin“ und „Minimalism“) bezeichnet. Diese Philosophie hat neben dem potenziellen Gesundheitsaspekt noch weitere positive Nebeneffekte: sie spart Ressourcen, Geld und setzt auch ein Zeichen gegen unerreichbare und überholte Schönheitsideale wie die eines „perfekten Teints“.

2. Entscheide dich für umweltfreundliche Produkte – Labels helfen bei der Orientierung

  • Greife auf umweltfreundliche Produkte zurück – das Österreichische Umweltzeichen für kosmetische Mittel bietet Orientierung. Es kennzeichnet Produkte, die auf ökologisch oder gesundheitlich bedenkliche Inhaltsstoffe verzichten oder den Einsatz einschränken. Die Produkte sind zudem biologisch abbaubar, um Gewässer und Kläranlagen zu entlasten. Falls Palmöl oder Palmkernöl enthalten sind, muss dieses aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammen. Das Verpackungsmaterial muss auf das Minimum reduziert sein, Kunststoffverpackungen sind so zu gestalten, dass sie wiederverwertet werden können.
  • „Naturkosmetik“ oder „Biokosmetik“ enthalten zudem rein natürliche Inhaltsstoffe. Diese Begriffe sind durch das österreichische Lebensmittelbuch (ÖLMB) geregelt und müssen strenge Standards erfüllen. Synthetische Stoffe, die mit chemischen Verfahren gewonnen oder weiterverarbeitet wurden, sind weder in Bio- noch in Naturkosmetik erlaubt – dazu zählen auch bedenkliche Stoffe wie:
    • Substanzen auf Erdölbasis wie Paraffine bzw. Kunststoffe (Silikone, Lipide, Rückfetter oder auch Petrolatum), die aus nicht erneuerbaren Quellen stammen und in Verdacht stehen, gesundheitsgefährdend zu sein
    • Konservierungsstoffe wie Parabene oder chemische Lichtschutzfilter, die den Hormonhaushalt bzw. die Fruchtbarkeit beeinflussen können
    • Synthetische Duft- und Farbstoffe, die die Haut reizen und Allergien auslösen können
    • Nicht abbaubare Tenside, die die Umwelt belasten
  • Bei Biokosmetik müssen die pflanzlichen bzw. tierischen Rohstoffe zusätzlich zumindest zu 95 Prozent aus kontrolliert biologischer Herkunft stammen.
  • Nicht geschützte Bezeichnungen, wie „natürlich“ oder der Hinweis auf pflanzliche Inhaltsstoffe sind hingegen kein sicherer Hinweis auf garantiert kontrollierte Naturkosmetik.

3. Vermeide umweltschädliche Inhaltsstoffe wie Mikroplastik, Palmöl oder Aluminium

  • Egal ob Duschgel, Peeling oder Make-up – in zahlreichen Kosmetikprodukten findet sich Mikroplastik und/oder Palmöl. Die winzigen Plastikpartikel gelangen in die Umwelt und können sich auch in unserem Körper anreichern und für die Schaffung von Palmölplantagen wird Raubbau an der Natur betrieben und Regenwald gerodet.
  • Es ist oft nicht so einfach zu erkennen, ob ein Produkt Mikroplastik oder Palmöl enthält, da sich diese Inhaltsstoffe gerne hinter komplizierten Fachbegriffen verstecken. Palm(kern-)öl wird häufig als Grundstoff für wasch- und reinigungsaktive Substanzen in Kosmetika verwendet und kann sich unter unterschiedlichen Namen auch als Derivat in Produkten verstecken. Generell gilt: wenn in der Bezeichnung „Palm“ steckt, kannst du sicher sein, dass Palmöl verwendet wurde. Produkt-Check-Apps wie Codecheck und Toxfox helfen dir dabei, bedenkliche Inhaltsstoffe in Produkten und Mikroplastik schnell ausfindig zu machen und zeigen dir auch Alternativen.
  • Hier gibt’s eine Liste der Inhaltsstoffe, die auf Mikroplastik und Palmöl hinweisen:

Liste Inhaltsstoffe

  • …die auf Mikroplastik hinweisen
    • Acrylate Copolymer (AC)
    • Acrylate Crosspolymer (ACS)
    • Polyamide (PA, Nylon-6, Nylon-12)
    • Polyacrylate (PA)
    • Polymethylmethacrylate (PMMA)
    • Polyethylene (PE)
    • Polyethylenterephthalate (PET)
    • Polypropylene (PP)
    • Polyquaternium (PQ)
    • Polystyrene (PS)
    • Polyurethane (PUR)

    Mehr Infos gibt’s auch im Beitrag „Mikroplastik in Kosmetika“

  • …die auf Palmöl hinweisen
    • Sodium Lauryl Sulfoacetate
    • Cetyl Palmitate
    • Cetearyl Alcohol
    • Cetyl Alcohol
    • Fettsäureglycerid
    • Glyceryl Stearate
    • PEG-100 Stearate
    • Polyglyceryl-2-Caprate
    • Stearic Acid
    • Magnesium Stearate
    • Glycerin (bei veganen Produkten entweder aus Kokosöl oder Palmöl hergestellt)
    • Glycerinfettsäureester
    • Sodium Cetearyl Sulfate
    • Steareth -20
    • Zink Stearate
  • Tipp für Nagellacke: Mit dem „Free-Zusatz“ (3-Free bis 10-Free) werden Nagellacke deklariert, die ohne gefährliche Stoffe auskommen:Am besten du greifst zu 7-free (Produkte beziehen auch das Tierwohl mit ein, sind vegan und vermeiden Tierversuche) oder 10-free (zusätzlich ohne Parabene, Duftstoffe oder Xylene).
  • Tipp für Deos, Zahnpasta oder Lippenstift: Aluminium kann unsere Gesundheit gefährden – deswegen vermeide Produkte mit dem Inhaltsstoff besser.

4. Achte auf Labels, die Tierwohl garantieren

  • Fertige Kosmetikprodukte dürfen laut EU-Kosmetikverordnung  nicht mehr an Tieren getestet werden. Seit 2009 dürfen auch keine einzelnen Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten mehr in Tierversuchen geprüft werden.
  • Das bedeutet allerdings nicht, dass Kosmetik, die in der EU am Markt ist, automatisch tierversuchsfrei ist. Die Kosmetikverordnung gilt nämlich nur für Produkte und Stoffe, die ausschließlich für kosmetische Zwecke verwendet werden. Werden die getesteten Inhaltsstoffe auch in anderen Produkten eingesetzt, unterliegen sie dem Chemikaliengesetz und dürfen weiterhin in Tierversuchen getestet werden.
  • Wenn du auf Nummer sichergehen willst, dann achte auf Zertifizierungen, die eine tierversuchsfreie Produktion sicherstellen:
Logo Cruelty Free International
…das Symbol des „springenden Hasen“ von Cruelty Free International kennzeichnen Produkte, die nicht an Tieren getestet wurden.
Das internationale Tierrechtsorganisation PETA vergbit ein eigenes Label „PETA Approved“ bzw. „PETA Approved Vegan“ für tierfreundliche Kosmetikprodukte – PETA Deutschland führt eine Liste mit Herstellern und Produkten, die keine Tierversuche durchführen. Mit dem Zusatz „Vegan“ wird ergänzend auf vegane Produkte hingewiesen.
Als vegan gekennzeichnete Kosmetik enthält außerdem keine tierischen Inhaltsstoffe. „Vegan“ bedeutet zwar nicht immer automatisch „tierversuchsfrei“ bzw. umgekehrt – das „V-Label“ z.B. garantiert beides.
Die „Veganblume“ (in Englisch „The Vegan Trademark“) ist das internationale Gütesiegel für vegane Produkte und Dienstleistungen der „British Vegan Society“.

5. Nutze Alternativen zu Einweg- bzw. Wegwerfprodukten

  • Zugegeben: Produkte wie Einwegrasierer, Tuchmasken und Tampons sind praktisch – leider sind sie aber auch nur für den einmaligen Gebrauch konzipiert und daher wenig nachhaltig. Für viele Einwegprodukte gibt es auch Mehrweg-Alternativen, die öfters verwendet werden können.
  • Statt Einwegrasierern aus Plastik nutze z.B. Rasierhobel aus Metall. Anstelle von Einweg-Tuchmasken besorge dir eine Baumwoll-Gesichtsmaske, die du waschen und wiederverwenden kannst. Und als Alternative zu Tampons gibt es z.B. auch Menstruationstassen oder -schwämmchen zum mehrmaligen Gebrauch.
  • Bei Zahnbürsten mit Wechselkopf spart man bis zu 93 % des Mülls ein. Die umweltfreundlichste Alternative ist jedoch die Bambus-Zahnbürste. Sie ist recyclebar, ressourcenschonend und schadstofffrei.

6. Achte auf umweltverträgliche bzw. recyclingfähige Verpackungen

  • Ein großer Teil des CO2-Fußabdrucks wird durch die Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten bestimmt, aber auch die Verpackung spielt dabei eine Rolle. Aludosen beispielsweise sind sehr ressourcenintensiv in der Erzeugung. Plastik wiederum basiert auf Erdöl und ist nicht biologisch abbaubar.
  • Um (umweltschädliche) Verpackungen zu vermeiden, können feste Produkte statt flüssige Varianten (zum Beispiel bei Shampoos oder Duschgel) gekauft werden. Diese gibt es in Pappschachteln oder auch komplett ohne Verpackung zu kaufen. Mehr Infos gibt’s im Beitrag „Festes Haarshampoo und Duschgel – nicht nur praktisch auf Reisen“.
  • Ideal sind auch größere Einheiten bei Produkten (mehr Inhalt, weniger Verpackung) und Nachfüllpackungen, die weniger Abfall produzieren, wie sie zum Teil schon in Drogeriemärkten z.B. für Waschmittel angeboten werden.
  • Sogar für Zahnpasta gibt es mittlerweile mit Zahnputztabletten und -pulver eine Alternative in Unverpacktläden oder Drogerien.
  • Einen Überblick über plastikfreie Produktalternativen findest du auch im Beitrag „Zero Waste Badezimmer – ein kleines ABC“.

7. Verlängere die Haltbarkeit von Kosmetika

  • Achte auf die richtige Lagerung und Handhabung von angebrochenen Kosmetikartikeln, um deren Haltbarkeit zu erhöhen – das gilt insbesondere für Naturkosmetik, die ohne synthetische Konservierungsmittel auskommt.
  • Allgemein solltest du Kosmetikprodukte trocken und kühl lagern und auch nicht zu lange an sonnigen Stellen stehen lassen.
  • Tuben, Tiegel und Flaschen sollten nach Gebrauch immer gut verschlossen aufbewahrt werden.
  • Produkte wie z.B. Cremes in Tiegeln oder Puder in Dosen, sollten nur mit sauberen Händen bzw. Entnahmehilfen (Spatel, Pinsel) benutzt werden, um diese nicht zu verunreinigen.

8. Verwende kleine Produktmengen

  • Eine Shampoo-Menge von 10 ml (ca. ein Teelöffel) reicht normalerweise aus, um das Haar zu reinigen.
  • Auch bei Seife oder Duschgels ist eine kleine (haselnussgroße) Portion für eine gesunde Haut ausreichend – schließlich sollten damit nur die Körperregionen gereinigt werden, die stark mit Schweiß-, Talg- und Duftdrüsen besetzt sind wie z.B. Achseln, Intimregion und Füße.

Wusstest du eigentlich? Neben den kosmetischen Produkten an sich geht es in puncto Treibhausgasemissionen v.a. um die Menge an Warmwasser, die z.B. beim Haare waschen verbraucht wird (94 % der Treibhausgasemissionen). Wer die Duschzeit von fünf auf vier Minuten reduziert, spart bereits 20 % der Energie ein. Mehr Tipps findest du auch in unseren Ratgebern „Wassersparen“ und „Energiesparen“

9. Do it yourself!

  • Eine Alternative zum Kauf herkömmlicher Produkte ist, Kosmetik selbst herzustellen. Damit kannst du deine Pflegeprodukte ganz an deine eigenen Bedürfnisse anpassen und gleichzeitig die volle Kontrolle über die Inhaltsstoffe behalten.
  • Wichtig sind dabei die richtigen Wirkstoffe, die Qualität der Rohmaterialien und eine achtsame Verarbeitung für möglichst lange Haltbarkeit.
  • Du kannst in vielen Fällen auch zu Produkten greifen, die du bereits zuhause hast:
    • Eine Gesichtsmaske aus Honig lässt die Haut wieder strahlen, wirkt feuchtigkeitsspendend und antibakteriell.
    • Mit Hilfe von Apfelessig (nach dem Waschen zu einem Teil Essig, zwei Teilen Wasser) werden auch lange Haare wieder einfach kämmbar.
    • Eine geriebene Schale einer halben Bio-Zitrone mit aufgekochtem Wasser (100 ml) 15 min ziehen lassen, einen Teelöffel Natron dazu geben – und schon hast du ein Sprüh-Deodorant mit Zitronenduft.
    • Vermischt mit Öl kann Kaffeesatz gut als Peeling verwendet werden. Die kleinen Partikel fungieren dabei als eine Art Schmierpapier und hinterlassen eine weiche Haut.

10. Werde aktiv!

Und last but not least – werde aktiv und unterschreibe Petitionen oder unterstütze NGOs, die sich für mehr Nachhaltigkeit in der Kosmetikindustrie einsetzen: wie umweltfreundliche, sozial verträgliche und tierleidfreie Produkte oder den Schutz des Regenwaldes. Transparenz von Herstellern und Händlern einfordern kannst du zudem über die App Scan4Chem, wo du bezüglich bedenklicher Inhaltsstoffe auf direktem Wege nachfragen kannst.