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KategorienWissenswertWarum Kerze nicht gleich Kerze ist

Besonders dann, wenn die Tage kürzer werden, die Temperaturen draußen fallen und das Wetter unfreundlicher wird, erfreuen wir uns gerne im gemütlichen Zuhause am wohlig warmen Kerzenschimmer, der eine behagliche Stimmung erzeugt. Doch leider sieht die Ökobilanz vieler Kerzen weniger freundlich aus, deshalb sollte man beim Kauf besonderes Augenmerk auf Material und Qualität richten.

Rund 1,44 Kilogramm beträgt der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch von Kerzen in der EU (European Candle Association ASBL, 2018) – besonders zu Weihnachten dürfen Kerzen auf Adventkranz und Christbaum nicht fehlen. In den meisten Fällen bestehen Kerzen aus Paraffin, Stearin oder einem Gemisch dieser beiden Rohstoffe. Wir erklären, worum es sich dabei handelt und worauf man beim Kauf von (nachhaltigen) Kerzen achten sollte.

Herstellung von Kerzen

Neben dem Material spielt vor allem auch die Herstellung eine Rolle bei der Qualität von Kerzen – so entscheidet das angewendete Verfahren darüber, wie lange und gleichmäßig eine Kerze abbrennt.

Mehrere brennende Kerzen
© Unsplash

Die häufigste und billigste Art, um Kerzen industriell herzustellen, ist das Pulverpressverfahren. Dabei wird Granulat (meist Paraffin) unter hohem Druck gepresst, wodurch das Granulat erhärtet und die Kerze in Form gebracht wird.

Beim Gießverfahren wird erwärmtes, flüssiges Wachs mit dem Docht in eine Form gegossen. Das Gießverfahren ist besonders beliebt, weil sich ganz unterschiedliche Arten und Mischungen von Wachs problemlos verarbeiten lassen (zumeist Bienenwachs oder Stearin) und unterschiedlichste Formen verwendet werden können. Gegossene Kerzen sind im Normalfall deutlich schwerer als gepresste Kerzen und brennen auch länger.

Die ältestes Form der Kerzenherstellung ist das Kerzenziehen. Manuell oder mittels einer Maschine wird ein Docht durch heißes Wachs gezogen – überschüssiges Wachs wird abgestreift. Dies wird so lange wiederholt, bis die Kerze die gewünschte Dicke erreicht hat. Gezogene Kerzen sind vergleichsweise teuer, brennen aber besonders lange und gleichmäßig.

Kerzen aus Paraffin

Meistverwendeter Rohstoff bei der Herstellung von Kerzen ist immer noch Paraffin – vor allem preisgünstige Kerzen bestehen zumeist daraus. Es handelt sich dabei um ein Erdölprodukt, das bei der Erzeugung von Schmieröl entsteht. Es ist unter anderem auch deshalb so beliebt, weil es lt. EU-Richtlinien für Mensch und Umwelt ungefährlich ist. Dennoch sollte man Kerzen aus Paraffin vermeiden, da sämtliche Erdölprodukte das Klima belasten.

Kerzen aus Stearin

Stearin gilt als eine mögliche Alternative zu Paraffin bei der Kerzenherstellung – es wird aus pflanzlichen oder tierischen Fetten (aus Schlachtabfällen) gewonnen.

Oftmals ist der pflanzliche Rohstoff für Stearin-Kerzen Palmöl oder Kokosfett, dessen Produktion umstritten ist. Ölpalmen werden insbesondere in den Tropen angebaut – Indonesien und Malaysia sind hier Hauptanbaugebiete – und häufig werden dafür Regenwälder gerodet und trockengelegt.

Auch aus Raps oder Sojaöl können Kerzen hergestellt werden. Hierbei wird das gewonnene Öl der Pflanzen zu Wachs verarbeitet. Allerdings ist auch hier auf die Herkunft des Grundstoffs entscheidend dafür, ob es sich um eine wirklich nachhaltige Alternative handelt – dies ist nur dann gegeben, wenn das Öl ökologisch und gentechnikfrei ist. Sojawachs stammt in vielen Fällen aus den USA – Raps wird meist in Europa angebaut, was allein schon kürzere Transportwege bedeutet.

Bienenwachs – die natürlichste Alternative

Bienenwabe mit Bienen
© Pixabay

Ein altbewährter Rohstoff für Kerzen ist natürliches Bienenwachs.
Dieses wird von den Arbeitsbienen produziert, indem diese es durch Drüsen ausscheiden und daraus Waben bauen. Deshalb benötigen die Bienen das Wachs auch selbst wieder – nur ein geringer Überschuss kann zu Kerzen verarbeitet werden. Die Mengen sind also begrenzt und Kerzen aus Bienenwachs auch wesentlich teurer als andere Kerzen. Dennoch sind Kerzen aus Bienenwachs – im Idealfall vom (Bio-)Imker nebenan die umweltfreundlichste Kerzen-Variante.

Qualität einer Kerze erkennen

  • Gewicht: Gute Kerzen wiegen schwerer und brennen dadurch auch länger. Beim Pulverpressverfahren werden oft kleine Luftblasen eingeschlossen und auch grobkörniges Granulat weisen auf minderwertige Qualität hin.
  • Preis: Auch der Preis kann ein Indiz für Qualität sein – Kerzen im unteren Preissegment bestehen zumeist aus Paraffin oder einem Gemisch Paraffin/Stearin.
  • Beschreibung: Anders als bei Lebensmittels besteht bei Kerzen keine gesetzliche Kennzeichnungspflicht der Inhaltsstoffe. Viele Hersteller machen dies aber freiwillig – besonderes dann, wenn es sich um besonders ökologische Rohstoffe handelt. Im Zweifelsfall fragen Sie vorm Kauf im Geschäft oder beim Händler nach.
  • Das RAL-Gütezeichen ist zwar kein Gütezeichen für nachwachsende Rohstoffe (auch Paraffin und Stearin-Kerzen können damit zertifiziert sein), aber zumindest ein Qualitätsmerkmal. Es wird von der deutschen Gütegemeinschaft Kerzen vergeben und garantiert, dass die damit gekennzeichneten Kerzen nicht rußen, gleichmäßig und tropffrei abbrennen und keine gesundheitsgefährdenden Schadstoffe enthalten.

Teelichter mit Aluminiumhülle vermeiden

Viele bunte brennende Teelichter
© Pixabay

Jede/r kennt sie, fast jede/r hat sie zuhause – die kleinen Teelichter im Aluminiumbehälter sind besonders beliebte und günstige Mitbringsel von der Shoppingtour durchs Möbelgeschäft – doch ökologisch gesehen sind diese kleinen Kerzen ein großes Problem, ein Müllproblem.

Das für die Hülle verwendete Aluminium ist bei der Gewinnung sehr ressourcenintensiv und sollte möglichst nicht für Wegwerfprodukte verwendet werden. Besser sind „unverpackte“ Teelichter, die man in Gefäße aus Edelstahl, Keramik oder Glast stellt und nach dem Abbrennen dann einfach durch ein neues Teelicht ersetzt.

All jene, die handwerklich begabt sind und gerne basteln, können auch ganz einfach selbst vorhandene Wachsreste schmelzen und zu einer neuer Kerze gießen. Diese Unikate eignen sich dann besonders als dekorative Geschenke. Und wer nun ganz auf Kerzen verzichten möchte und dafür vielleicht Abstriche bei der Atmosphäre in Kauf nimmt, für den sind energiesparende LED-Kerzen die richtige Wahl.