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KategorienGastbeitragCircular Economy: Den Kreislauf schließen

Magdalena Schwärz-Pertiller von DIE UMWELTBERATUNG hat sich in ihrem Blogbeitrag dem Thema Kreislaufwirtschaft angenommen - die Gegenstrategie zu unbegrenztem Wachstum. Und beim genauen Hinschauen wird klar: Recycling ist gut, Reparieren und Wiederverwendung ist besser.

„Wer in einer begrenzten Welt an unbegrenztes Wachstum glaubt, ist entweder ein Idiot oder ein Ökonom“: Dieser etwas überspitzte Kommentar zu unserer Wachstumsgesellschaft stammt vom US-Ökonomen Kenneth Boulding. Die Botschaft ist klar: Unsere Erde kann uns nur eine bestimmte Menge an natürlichen Ressourcen und Rohstoffen zur Verfügung stellen und wir müssen auch dementsprechend mit ihr umgehen. Schon jetzt verbrauchen wir mit unserem Lebensstil und Konsumverhalten weit mehr als die Erde regenerieren kann. Es würde 3,6 Planeten benötigen um unseren Verbrauch zu decken, wenn die ganze Welt so viele Ressourcen wie Österreich konsumieren würde. Allerdings haben wir nur diesen einen Planeten Erde, welchen wir schützen müssen.

Den Kreislauf schließen

Was also tun? Auch die EU Kommission hat das Problem erkannt und nimmt sich dessen in der EU-Kreislaufstrategie an. Kernziel dieser Strategie und der daraus abgeleiteten Aktionspläne ist es, den Wert von Produkten, Stoffen und Ressourcen innerhalb der Wirtschaft so lange wie möglich zu erhalten und wenig Abfall zu erzeugen. Produkte und Rohstoffe sollen also möglichst lange in einem Wirtschafts- und Produktionskreislauf gehalten werden und nicht als Abfall verloren gehen. Die Rückgewinnung von Rohstoffen durch Recycling ist ein wichtiger Teil des Europäischen Kreislaufwirtschaftspakets, die Erhöhung von Sammel- und Verwertungsquoten kann aber nur ein Teil der Lösung sein. Das Gebot der Stunde lautet Abfallvermeidung.

Die Grenzen des Recyclings

Recycling bedeutet, aus entsorgten Produkten so genannte Sekundärrohstoffe zu gewinnen. Aus dem kaputten Handy z.B. werden die wertvollen Metalle wie Gold, Kupfer und Silber zurückgewonnen, um neue Produkte daraus zu erzeugen. Klingt in der Theorie nahezu perfekt: Aus dem alten Handy, T-Shirt oder der Plastikflasche wird einfach ein neues, gleiches Produkt hergestellt. Leider stehen wir dabei in der Praxis aber noch vor einigen Problemen.

Die durch Recycling entstandenen Sekundärrohstoffe haben selten dieselbe Qualität wie der Primärrohstoff und können somit nicht eins zu eins wieder in den Kreislauf einfließen. Aus Plastikflaschen werden nur selten wieder Plastikflaschen, sondern z.B. Folien für die Industrie. Landen diese Folien dann wieder im Abfall, werden sie häufig zur Energiegewinnung verbrannt, wodurch das wertvolle Plastik aus dem Kreislauf ausgeschieden wird.

Eine weitere Herausforderung in Sachen Recycling ist die Rückgewinnungsrate. Diese gibt an, wie viel Prozent der eingesetzten Rohstoffe im Recyclingprozess wiedergewonnen und weiterverwendet werden können. Diese Rückgewinnungsrate liegt z.B. bei Elektrogeräten in Österreich derzeit bei nur etwa 30 Prozent. Das heißt im Umkehrschluss, dass 70 Prozent der Materialien des entsorgten Computers, Handys oder der Waschmaschine nicht weiter im Kreislauf verwertet werden können. Und dabei darf man nicht vergessen, dass weit mehr als nur ein paar Gramm vom Handy oder die 70 Kilogramm der Waschmaschine am Müll landen. Ein Handy schluckt bei der Herstellung 75 Kilogramm an Rohstoffen, die Waschmaschine verbraucht sogar 1.400 Kilogramm Material bis sie fix und fertig im Geschäft steht.

Weniger ist mehr…

Um unseren Ressourcenverbrauch nachhaltig zu reduzieren, müssen wir also schon früher ansetzen. Bewusste Konsumentscheidungen, längeres Nutzen von Produkten, ReUse und Reparieren sind nur einige der vielen Möglichkeiten effektiv Abfall zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Ganz nebenbei wirkt die Wandlung von unmündigen Verbraucherinnen und Verbrauchern hin zu mündigen Nutzerinnen und Nutzern oft sehr befreiend und gibt uns ein Stück verlorene Selbstbestimmung zurück.

Schon beim Kauf von Dingen kann man einiges richtig machen: Es zahlt sich aus auf hochwertige Produkte zu setzen, die länger halten und gegebenenfalls auch repariert werden können. Wenn dann doch mal was kaputt wird: In Reparaturnetzwerken können Reparaturbetriebe mit viel Know-How und Leidenschaft fast allen Dingen wieder neues Leben einhauchen und die Nutzungsdauer um viele Jahre verlängern!

Oder wie wär’s mit der Unterstützung von Expertinnen und Experten selbst Hand anzulegen? In zahlreichen Repair-Cafes unterstützen Gleichgesinnte einander dabei, Dinge wieder gebrauchstüchtig zu machen. Secondhand-Börsen boomen – viele haben erkannt, dass neu nicht besser sein muss. Ein gebrauchtes, wieder aufpoliertes Produkt zu kaufen, macht sowohl ökologisch als auch ökonomisch Sinn! Die Möglichkeiten nachhaltig Ressourcen zu schonen sind vielseitig und machen neben Sinn auch noch Spaß.

Lieber länger nutzen als recyceln

Wie so oft gibt es nicht die eine richtige Lösung für unser Ressourcenproblem. Um unsere Lebensweise nachhaltiger zu gestalten, bedarf es vieler kleiner Veränderungen, die alle wichtig und richtig sind. Das Sammeln und richtige Entsorgen von Abfall, um Recycling möglich zu machen, ist unbestritten ein wichtiger Beitrag zur Ressourcenschonung. Aber der erste Schritt muss sein, auf Wiederverwendung und Reparieren zu setzen und Dinge möglichst lange zu nutzen – das ist ökologisch wesentlich wirkungsvoller als Recycling.

Der Blogbeitrag wurde von DI Magdalena Schwärz-Pertiller verfasst. Sie arbeitet seit 2018 bei DIE UMWELTBERATUNG Wien im Bereich Ressourcen und Abfall. Ihre Expertise umfasst die Themen Reparatur und Wiederverwendung, Abfallvermeidung und Ressourcenschonung. Sie berät zum betrieblichen Umweltschutz und gibt ihr Wissen in Weiterbildungen für Betriebe weiter. Mehr Informationen: www.umweltberatung.at,  www.reparaturnetzwerk.at

Quellen und weitere Informationen: