Diese Seite nutzt Cookies. Durch die fortgesetzte Benützung der Seite stimmen Sie der Cookienutzung zu. Mehr Informationen zu diesem Thema finden Sie in derDatenschutzerklärung.

KategorienReportageCo-Working & Co.: Nutzungskonzepte für städtische Räume

Immer mehr Personen zieht es in urbane Gebiete – auch in Österreich. Dadurch werden einerseits bereits bestehende gemeinsame Nutzungsformen z.B. von Wohnraum und andererseits neue Sharingangebote gestärkt. Wie nutzen wir unsere Städte heute und wie wollen wir das in Zukunft tun? Wir richten in dieser Unter der Lupe-Reportage den Blick auf das gemeinsame Nutzen statt einzelne Besitzen und haben unsere Community dazu befragt.

Innovative Nutzungskonzepte für städtische Räume

In der Stadt wurde schon immer viel geteilt, ausgehend vom mehrstöckigen Wohnhaus in dem sich die Bewohner:innen das Haus, den Innenhof, den Lift, etc. teilen über Gemeinschaftsgärten bis hin zu Wohngemeinschaften. Darüber hinaus haben sich „Coworking“ als neue Arbeitsform in eigenen Coworking Spaces sowie Sharingprojekte im Mobilitätsbereich (z.B. Car- oder Bikesharing) in der Stadt etabliert. Dadurch werden nicht nur Ressourcen geschont, sondern das wertvolle Gut „Platz“ in der Stadt auch effizient genutzt und ein Mehr an „gemeinsam Nutzen als alleine Besitzen“ geschaffen.

Diese diversen Ansätze einer „Collaborative Economy“ sind meist verbunden mit der Verlängerung oder der Intensivierung der Nutzungsdauer. Bei ersterem erhalten Gebrauchsgüter eine weitere Nutzung, wodurch ein verlängerter Lebenszyklus initiiert wird z.B. Second Hand, Reparaturdienstleistungen. Bei zweiterem geht es um die eigentumsersetzende Nutzungsweise – durch die gemeinsame Nutzung werden Standzeiten verkürzt, die Auslastung intensiviert. Häufig hat diese Nutzungsform auch eine soziale Komponente, z.B. zählen zu den Hauptgründen der Nutzung von Coworking Spaces lt. unserer Umfrage (durchgeführt im Juli 2021) – neben dem gemeinsamen Nutzen vorhandener Infrastruktur (Drucker, Kopierer, Meetingräume) und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis – auch besonders das Networking und der soziale Aspekt (z.B. Mehr Kontakt zu anderen Menschen).

Arbeiten in Coworking Spaces

Person sitzt in einem Coworking Space und arbeitet an einem Laptop.
© Unsplash

Das im kalifornischen Silicon Valley entstandene „Coworking“ ist eine neue Arbeitsform, bei der insbesondere Selbständige, Start-ups und Kreative unter einem Dach – in einem Coworking Space – unabhängig, aber gemeinsam  zusammen arbeiten. Obwohl alle an individuellen Projekten arbeiten, sind Austausch und gegenseitige Hilfe zentraler Bestandteil. Der flexible Arbeitsplatz setzt auf Gemeinschaft und zeichnet sich durch Offenheit, Zugänglichkeit, und Kollaboration aus. In Österreich gibt es rund 80 Coworking Spaces, die sich vor allem auf Ballungsgebiete und Städte konzentrieren – mit steigender Tendenz.

Coworking ist ein weltweites Phänomen und es entstehen regelmäßig neue Coworking Spaces auf allen Kontinenten. Laut einer Prognose von gcuc werden im Jahr 2022 weltweit 5.100.000 Menschen in einem Coworking Space arbeiten. Die Arbeitswelt befindet sich im Wandel, weg von klassischen „9 to 5 Jobs“ hin zu flexibleren Arbeitszeiten und Ortsunabhängigkeit. Gerade bei Jobs, für die ein Laptop und Internet ausreichen, zeigen sich neue Möglichkeiten und Orte zum Arbeiten. Diese Entwicklungen werden die Welt des „New Work“ – die digitale, globale, orts- und zeitunabhängige Arbeitsweise – vermutlich auch weiterhin befeuern.

Wohnen im Co-House oder in der WG

Mehrere Personen sitzen in einer Wohnung
© AdobeStock

Beim Thema Wohnen gibt es sehr unterschiedliche Möglichkeiten für ein gemeinschaftliches Zusammenleben. Neben der klassischen Wohngemeinschaft während des Studiums, gibt es auch neue Wohnkonzepte z.B. das Collaborative Living aka „Co-Living“ oder das „Co-Housing“. Als „Co-Living“ wird ein gemeinschaftliches Wohnen auf Zeit verstanden, bei dem die Menschen in vorab möblierten Mikroapartments als private Rückzugsorte leben, ergänzt mit  gemeinsam nutzbaren Räumen. Die Apartments oder auch „Clusterwohnungen“ befinden sich meist im Eigentum von Betreibern größerer Immobilien. Besonders erfolgreich ist diese Wohnform in den USA und Japan. Bekräftigt werden gemeinschaftliche Wohnkonzepte durch die voranschreitende Urbanisierung unserer Gesellschaft – ein Trend, der sich auch in den nächsten Jahren noch verstärken wird. Laut Statista (2018) lebt in Europa bereits knapp drei Viertel der Bevölkerung in Städten, vor allem junge Menschen zieht es weiterhin in urbane Gebiete.   

In der „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“ Community zählt die klassische WG mit Gleichaltrigen (Studierende oder Erwerbstätige) zur häufigsten und beliebtesten Form der Wohngemeinschaft, auch generationenübergreifendes Wohnen haben  einige Befragte bereits erlebt bzw. könnten es sich vorstellen. Die Erweiterung davon, das „Co-Housing“, ist in Skandinavien und Holland schon über Jahrzehnte erfolgreich und findet immer mehr Verbreitung. Im Unterschied zu „Co-Living“ sind „Co-Housing“-Siedlungen häufig im Eigentum der Bewohner:innen und werden  gemeinsam geplant und bewirtschaftet. Co-Housing bietet viele Vorteile, wie ein kinderfreundliches Umfeld, gegenseitige Unterstützung im Alltag („Nachbarschaftshilfe“) und das Senken von Lebenshaltungskosten durch die gemeinsame Nutzung von Gemeinschaftseinrichtungen und Geräten. Genau diese Punkte sieht auch unsere Community als die Hauptgründe für eine gemeinschaftliche Wohnform.

In Österreich gibt es beispielsweise den Verein für nachhaltiges Leben mit dem „Wohnprojekt Wien“ im Nordbahnhof-Viertel: Die Gruppe von rund 70 Personen möchte nachhaltiges Leben, Wohnen und Arbeiten in einer interkulturellen und generationenübergreifenden Gemeinschaft fördern. Dabei legen sie besonderen Wert auf Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit – inklusive Gemeinschaftsgarten und Foodcoop. Diese umfassende Gemeinschaftswohnform der „Co-Houses“ findet in unserer Community jedoch im Vergleich weniger Anklang.

Von den gesamt 256 Befragten konnten sich übrigens nur 55 Personen gar nicht vorstellen, in einer gemeinschaftlichen Wohnform zu leben.

Mobilität per Mietsystem

Zwei Personen fahren mit dem Fahrrad
© Unsplash

Verkehrsplanung und neu gedachte Mobilitätssysteme sind sowohl in ländlichen Regionen als auch in Städten wichtige Themen. Sharing Konzepte ermöglichen flexible und individuelle Mobilität und bilden wesentliche Bestandteile zur Erreichung der gesetzten Klimaziele. Sharing Angebote bieten zudem eine Alternative zu steigenden Motorisierungsraten und dem damit verbundenen Flächenverbrauch durch parkende Fahrzeuge im öffentlichen Raum. Laut dem VCÖ dürften mehr als 100.000 Haushalte in Österreich bei einem Carsharing-Anbieter Mitglied sein (Stand 2018), rund 572.000 Autofahrer:innen fahren nur ein paar Mal im Jahr mit dem Auto, rund 690.000 nur ein paar Mal im Monat. Dies zeigt, dass das Potenzial also um ein Vielfaches höher liegt. 

Unsere Umfrage hat ergeben, dass insbesondere Jüngere (bis 34 Jährige) derzeit bereits Mobilitäts-Miet-Angebote nutzen, sich jedoch nicht vorstellen können, in Zukunft noch mehr davon in Anspruch zu nehmen. Im Gegensatz dazu, wollen die 35 bis 44 Jährigen und die 45 bis 54 Jährigen zukünftig gerade im Mobilitäts-Bereich häufiger Sharingangebote nutzen. Das gesteigerte Interesse an diesen Mobilitätslösungen lässt auf einen Paradigmenwechsel hoffen– weg von privaten Besitzansprüchen hin zur gemeinschaftlichen Nutzung.

Generell empfinden die Befragten die Kostenersparnis als Hauptgrund für die Nutzung von Mobilitätssharingangeboten. Doch auch die erhöhte Flexibilität ist ein wesentlicher Faktor – für spontane und kurze Wege gibt es beispielsweise das „free-floating“ Konzept, bei welchem PKW oder Räder innerhalb eines festgelegten Geschäftsgebiets überall abgestellt werden können. Der aktuelle Standort der Fahrzeuge kann von den Nutzer:innen via App ermittelt werden. Eine langfristigere Sharingvariante sind die vergleichsweise neuen „Miet-Abos“ – ein Beispiel dafür ist das Wiener Start-up EDDI Bike, das wir aktuell zum Interview getroffen haben.

Bekannte Idee, neue Konzepte

Auch wenn die Idee des gemeinschaftlichen Nutzens und „Sharings“ an sich nicht neu ist, entwickeln und etablieren sich immer zahlreichere Konzept dazu – egal, ob es darum geht, per Car-Sharing einen Ausflug zu machen, mit dem gemieteten Fahrrad zum nächsten Coworking Space zu fahren oder in einer gemeinsamen Wohnung zu leben. Unsere Community ist sich jedenfalls sicher: 86 % der Befragen gehen davon aus, dass es in Zukunft noch mehr Angebote zum „Gemeinsam Nutzen“ geben wird. 

Umfrage: Gemeinsam nutzen statt einzeln besitzen

Wir haben die „Bewusst Kaufen – klimafreundlich leben“ Community im Juli 2021 zu ihren Ansichten bzgl. gemeinschaftlicher Nutzungsformen befragt. Gesamt nahmen rd. 260 Personen an der Umfrage teil.

Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Gemeinsame Nutzungsangebote werden in erster Linie bei Gegenständen & Geräten, im Mobilitätssektor und bei Reisen genutzt.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Das gemeinsame Nutzen von PKW oder Fahrrädern sowie von Gegenständen & Geräten möchte unsere Community in Zukunft noch weiter ausbauen.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Unsere Community ist sich (fast) einig – 86 % denken, dass es zukünftig mehr Angebote zum „Gemeinsamen Nutzen“ geben wird.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Neben der vorhandenen Infrastruktur wie Drucker, Kopierer oder Meetingräume, sind laut Angabe unserer Community das Preis-Leistungs-Verhältnis und das Networking inkl. dem sozialen Aspekt die Hauptgründe zur NUtzung von Coworking Spaces.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Klassische Wohngemeinschaften z.B. im Rahmen der Ausbildung sind die vorherrschende gemeinsame Wohnform in unserer Community, gefolgt von generationenübergreifenden und Co-Housing Wohnformen.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Die Kostenersparnis ist für viele der Befragten der Hauptgrund für gemeinschaftliche Wohnformen, gefogt von dem Vorhandensein gemeinschaftlicher Flächen und Nachbarschaftshilfe.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Sehr viele der Befragten (ca. die Hälfte) nutzen derzeit keine Moblitäts-Sharing-Angebote im Alltag bzw. haben auch gar keine Möglichkeit dazu, weil es keine Angebote in der Region gibt.
Diagramm Umfrage "Teile deine Stadt"
Bei der Nutzung von Mobilitäts-Sharing-Angeboten zählen Kostenersparnis und das Wegfallen der Anschaffungskosten zu den Hauptgründen, gefolgt von der damit verbundenen Umwelt- und Ressourcenschonung.

Quellen und weiterführende Informationen: