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Ratgeber10 Tipps für nachhaltigen Obst- und Gemüsekonsum

Jährlich essen Österreicherinnen und Österreicher pro Kopf rund 70 Kilogramm Obst und 110 Kilogramm Gemüse. Jede/r Zweite isst täglich Obst und Gemüse, wobei Frauen mehr konsumieren als Männer. Nur etwa 40 % der Jugendlichen konsumieren täglich Obst und Gemüse im Vergleich zur älteren Generation, wo 70 % täglich zugreifen. Ein großer Teil des verkauften frischen Obstes und Gemüses wird immer noch über weite Strecken importiert und verursacht einen hohen Energieaufwand für Transport und Produktion. Deutlich nachhaltiger ist biologisch produziertes und saisonales Obst und Gemüse aus der Region, das in Österreich ein großes Wachstum verzeichnet.

1. Kaufe regional und saisonal

Obst und Gemüse, das gerade Saison hat und in deiner Region wächst, benötigt keine langen Transportwege, verursacht weniger Emissionen beim Anbau und ist meist frischer.
Achte auf die Herkunft auf dem Etikett oder kaufe direkt bei Hofläden, Bauernmärkten, Foodcoops, Solawis oder Bio-Kistl-Anbietern.

Was aktuell Saison hat, zeigt dir der Bewusst Kaufen Saisonkalender.

2. Baue selber an

Eigenes Gärtnern, auch wenn auf gerigem Platz, ob am Fensterbrett, Balkon oder sogar im Wohnraum, trägt zur regionalen Versorgung bei.
Mehr dazu findest du inunseremn Ratgebern zu „Blumen, Pflanzen, Garten“ und „Nachhaltigem Gärtnern auf Balkon, Fensterbank und im Wohnraum“.

3. Frage nach regionalen Obst und Gemüse und sammle selbst

Nutze Nachernteaktionen, soziale Medien oder sprich mit Nachbar:innen, ob jemand Obst und Gemüse im Garten hat. Oft wird vieles gleichzeitig reif und kann alleine kaum verarbeitet werden. Außerdem gibt es auch auf öffentlichen Plätzen manchmal die Möglichkeit nach Früchten zu suchen; Plattformen wie „Mundraub“ zeigen dir, wo du kostenlos pflücken kannst.

4. Unterstütze regionale Bio-Betriebe

Bio-Produkte stammen aus kontrolliert-biologischem Anbau und sind frei von Gentechnik sowie chemisch-synthetischen Düngemitteln und Pflanzenschutzmitteln.

  • Mit dem Kauf von Bio-Obst und -Gemüse trägst du zur CO₂-Reduktion bei – z. B. verursacht eine Bio-Erdbeere bis zu 30 % weniger Klimawirkung als eine konventionelle.
  • Mit deinem Einkauf unterstützt du regionale Wirtschaftskreisläufe und trägst zur Sicherung bäuerlicher Existenzen bei.
  • Bio-Streuobstwiesen bieten zudem wichtige Lebensräume für zahlreiche Tierarten.
  • Achte auf Gütesiegel wie BIO Austria, AMA-Biosiegel oder das EU-Bio-Label.

Wusstest du, dass…bereits jeder fünfte Landwirtschaftsbetrieb in Österreich ist ein Biobetrieb. Im Obstbau ist sogar jeder dritte Hektar biologisch bewirtschaftet.

5. Bevorzuge Freilandware – besonders im Winter

Gemüse aus Glashauskulturen ermöglicht eine ganzjährige Verfügbarkeit, verursacht jedoch oft einen hohen Energieverbrauch durch Heizung, Belüftung und Beleuchtung. Vor allem in der kalten Jahreszeit ist es nachhaltiger, auf gelagertes Wurzelgemüse oder Kraut aus regionalem Anbau zurückzugreifen. Zucchini, Tomaten oder Paprika haben im Winter meist einen deutlich höheren ökologischen Fußabdruck.

6. Nimm Rücksicht auf Wetter, Klima und Form

Spätfröste, Dürreperioden oder Starkregenereignisse beeinflussen die Ernten heimischer Landwirt:innen. Greife bewusst zu Obst und Gemüse zweiter Wahl, das qualitativ ebenso hochwertig ist. Oder kaufe Produkte aus „geretteten“ Früchten.

7. Wähle verantwortungsvoll erzeugte Produkte

Wenn du importierte Früchte wie Bananen oder Mangos kaufst, achte auf das FAIRTRADE-Gütesiegel. Das FAIRTRADE-Siegel garantiert den Produzent:innen ein geregeltes Mindesteinkommen und menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

8. Vermeide unnötige Verpackung

Verpackungsarme oder unverpackte Produkte verursachen weniger Müll und schonen Ressourcen. Lose Ware findest du auf Märkten, in Hofläden und Unverpackt-Läden. Ausnahmen wie in Folie verpackte Gurken können dennoch sinnvoll sein, da sie die Haltbarkeit verlängern. Mehr Tipps gegen die Verpackungsflut findest du im Verpackungs-Ratgeber.

9. Richtig lagern für längere Haltbarkeit

Viele Sorten wie Salat, Spinat, Karotten, Brokkoli oder Beeren gehören in den Kühlschrank – idealerweise ins Gemüsefach oder in ein feuchtes Tuch gewickelt. Andere, wie Tomaten, Gurken, Zwiebeln, Knoblauch oder Kartoffeln, sollten besser außerhalb des Kühlschranks gelagert werden, da sie dort Aroma verlieren oder Schaden nehmen. Besonders wichtig ist auch, Ethylen abzugebende Früchte wie Äpfel oder Bananen getrennt von empfindlichem Gemüse zu lagern, da das Reifegas andere Produkte schneller verderben lässt.
Mehr dazu findest du im Beitrag „Lebensmittel vor Hitze schützen – Tipps für Einkauf und Lagerung“.

10. Mache mehr aus deinen Früchten

  • Kaufe lieber in kleineren Mengen und plane deine Einkäufe, um nur das zu besorgen, was du wirklich brauchst.
  • Verwerte Reste kreativ – aus reifem Obst kannst du z. B. Marmelade, Kompott oder Säfte herstellen.
  • Auch Gemüse lässt sich gut einkochen, fermentieren oder einfrieren, um es länger haltbar zu machen.
    Mehr dazu im Beitrag „Die Kunst des Haltbarmachens“.
Rote Äpfel auf einer Apfelplantage
© Pixabay

Verzehr von Obst und Gemüse in Österreich

Das Lieblingsobst der Österreicherinnen und Österreicher sind Äpfel – mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 15,4 Kilogramm pro Jahr liegen sie deutlich vor Bananen (14,9 Kilogramm) und Orangen (5,8 Kilogramm). Zwar ist der Apfelkonsum in den letzten zehn Jahren leicht zurückgegangen – im Jahr 2013/14 lag er noch bei 19,3 Kilogramm pro Person –, dennoch spielt der Apfel nach wie vor eine zentrale Rolle in der heimischen Landwirtschaft. Mehr als die Hälfte der österreichischen Obstbaufläche wurde 2023 für Apfelbäume genutzt. Mit einer Erntemenge von rund 156.600 Tonnen im selben Jahr stellt der Apfel weiterhin die bedeutendste Obstart des Landes dar. (statista 2024)

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Beim Gemüse liegen Paradeiser klar auf Platz eins: 31,1 Kilogramm werden pro Kopf und Jahr konsumiert – deutlich mehr als Karotten, Zwiebeln oder Gurken. Rund 57.000 Tonnen Tomaten werden jährlich in Österreich geerntet, vor allem in Niederösterreich, Wien, dem Burgenland und der Steiermark. Die Anbaufläche umfasst 202 Hektar, die Sortenvielfalt ist groß. 75 Prozent der Haushalte bevorzugen Paradeiser aus regionalem Anbau, und auch der Bio-Anteil nimmt zu – 2023 lag er bei 11,4 Prozent. (AMA 2024)

Heimische Obst- und Gemüsegärten

In den österreichischen Obstgärten werden vor allem Äpfel, Erdbeeren, Marillen, Zwetschken und Birnen angebaut. Dabei zählen insbesondere Niederösterreich, Oberösterreich und die Steiermark zu den Hauptanbaugebieten der heimischen Obstplantagen. Aus dem oberösterreichischen Mostviertel sind vor allem Birnen und Äpfel bekannt, aus der niederösterreichischen Wachau die Marille. Bedingt durch die heißen Sommer finden sich in Niederösterreich auch vermehrt Physalis, Melonen und Gojibeeren. Mehr zu exotischem Obst in Österreich findest du in unserem Beitrag „Exotisches Obst und Gemüse – das wächst auch in Österreich“.

Weintrauben werden in Österreich fast ausschließlich für die Weinproduktion verwendet. Tafeltrauben sind selten und werden am ehesten auf Bauernmärkten oder in Bauernläden angeboten. Der Gemüseanbau findet größtenteils im östlichen Österreich in Niederösterreich, der Steiermark, im Burgenland sowie in Oberösterreich statt. Zwiebel, Karotten und Kraut spielen dabei immer eine bedeutende Rolle.

Vor allem im Osten Österreichs findet vermehrt der Anbau von Gemüsesorten in Glashäusern statt, um eine ganzjährige heimische Produktion z.B. von Tomaten, Paprika, Zucchini oder Gurken zu garantieren. Allerdings führt die damit verbundene  Beheizung, Belüftung, Beschattung und Bewässerung zu einem zusätzlichen  Energieverbrauch und somit einem schlechteren ökologischen Fußabdruck im Vergleich zu saisonal angebauten Produkten.

BIO: ein Beitrag zum Klimaschutz

Beim Bio-Landbau entsteht nur etwa halb so viel CO2 wie beim konventionellen Anbau. Eine Bio-Erdbeere verursacht beispielsweise bis zu 30 % weniger Klimawirkungen als eine konventionell angebaute Erdbeere. So steigt, durch die biologische Bewirtschaftung von Ackerflächen, der Humusgehalt im Boden. Je mehr Humus ein Boden enthält, desto mehr CO2 kann er speichern und dauerhaft binden. Mit dem Kauf von Lebensmitteln aus biologischem Anbau leisten Konsumentinnen und Konsumenten also auch einen direkten Beitrag zum Klimaschutz

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Bio-Betriebe in Österreich

In Österreich ist bereits jeder vierte landwirtschaftliche Betrieb ein Biobetrieb. Mit Stand 2024 gab es 24.099 Bio-Betriebe, das entspricht einem Anteil von 23 % aller landwirtschaftlichen Betriebe. Die biologisch bewirtschaftete Fläche beträgt rund 698.590 ha, also 27,3 % der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche. Für den Obstbau bedeutet das: Bereits jeder dritte Hektar Obstbaufläche wird in Österreich biologisch bewirtschaftet. Insgesamt liegt Österreich, bezogen auf den Anteil biologisch bewirtschafteter Fläche, weiterhin an der Spitze aller EU-Staaten. (BIO Austria 2024)

Garantiert gentechnikfrei

Kontrolliert biologisch gewachsenes Obst und Gemüse ist gentechnikfrei und wird ohne chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel kultiviert. Verarbeitete Produkte aus Obst und Gemüse dürfen nur dann als „biologisch“ oder „Bio“ bezeichnet werden, wenn mindestens 95 % der Gesamtbestandteile aus biologischer Produktion kommen.

Studien wie das EU-Projekt QLIF zeigen, dass frisches Bio-Gemüse tendenziell mehr Antioxidantien und Vitamine enthalten kann – etwa in Tomaten, Kohl oder Salat. Andere Studien wiederum sehen kaum Unterschiede zur konventionellen Ware. Unbestritten ist jedoch: Wer Bio isst, nimmt deutlich weniger Rückstände von Pestiziden auf. Gleichzeitig bleibt der Geschmack oft natürlicher, da bei Bio-Produkten weniger Zusatzstoffe verwendet werden. Auch Tiere profitieren: Sie werden artgerechter gehalten, haben Auslauf und erhalten ökologisches Futter. Biobäuerinnen und -bauern, Verarbeiter:innen, Lieferant:innen und Händler:innen werden jährlich von staatlich autorisierten Stellen streng kontrolliert. (National Geographic 2022)

Bio, regional und saisonal

Trotz vieler Vorteile: Bio allein ist nicht immer umweltfreundlich – etwa wenn Produkte weite Transportwege zurücklegen oder lange gelagert werden. So kann ein Apfel aus Neuseeland im Frühling klimafreundlicher sein als ein heimischer Bio-Apfel aus dem Kühlhaus. Am besten für Umwelt und Klima ist daher frisches, saisonales und regionales Obst und Gemüse – möglichst in Bio-Qualität.

Obst und Gemüse
© Pixabay

Herausforderungen der heimischen Obst- und Gemüselandwirtschaft

Unsere Landwirtschaft steht unter Druck: Klimawandel, Schädlingsbefall, Wetterextreme und sinkende Erträge machen den Anbau von Obst und Gemüse zunehmend schwierig. Spätfrost, Dürre oder Starkregen führen zu Ernteausfällen – besonders in wichtigen Regionen wie der Steiermark oder dem Marchfeld.

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Gleichzeitig sinkt die Selbstversorgung: Nur bei wenigen Kulturen wie Karotten und Zwiebeln reicht die heimische Produktion aus. Der Rest muss importiert werden – oft aus Ländern mit niedrigeren Umweltstandards. Auch Bürokratie, fehlende Pflanzenschutzmittel, unsichere Märkte und der schwierige Generationenwechsel setzen Familienbetriebe unter Druck.

Initiativen wie die VISION 2028+ und Förderpakete unterstützen die Betriebe. Auch Konsument:innen können mithelfen: durch den Kauf regionaler, saisonaler und biologischer Produkte – oder durch eigenes Gärtnern. Jeder Beitrag zählt, um unsere Landwirtschaft zukunftsfähig zu erhalten.
Mehr dazu findest du im Beitrag „Herausforderungen für heimisches Obst und Gemüse: Ein Blick hinter die Kulissen der Landwirtschaft“.