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KategorienWissenswertObst- und Gemüsevielfalt bewahren

Der heimische Obst- und Gemüseanbau wurde in jüngster Zeit hauptsächlich ertragsoptimiert, weswegen alte Sorten zu verschwinden drohen. Um die Vielfalt zu bewahren, sollte im Supermarkt auch öfter zu den "Sonderlingen" gegriffen werden.

Über Jahrhunderte kultivierten Bäuerinnen und Bauern weltweit ausgesuchte Wildpflanzen und passten sie durch Zucht und Kreuzung an lokale Bedingungen an. In den letzten Jahrzehnten wurde im Obst- und Gemüseanbau jedoch verstärkt auf möglichst ertragreiche Sorten gesetzt. Damit verschwinden jedoch alte Sorten, die bisher zufriedenstellende Ernten eingebracht haben und dem heimischen Klima perfekt angepasst sind. Alte Sorten sind zudem oftmals resistenter gegen Krankheiten und ihr langsameres Wachstum schlägt sich auch positiv im Geschmack nieder.

„Sonderlinge“ im Supermarktregal

In der EU gelten Vermarktungsnormen für eine Reihe landwirtschaftlicher Erzeugnisse. Sie gewährleisten die Verzehrbarkeit, die Sortierung nach Klassen und Größen sowie die Preiswürdigkeit der Erzeugnisse und dienen damit dem Verbraucherschutz. Violette Karotten, gekrümte Zucchini oder verformte Äpfel: Der Handel darf auch „nicht so ansehbare“ Früchte oder Gemüse verkaufen, sofern die allgemeine Vermarktungsnorm oder Klasse II eingehalten ist.

Allerdings sind Konsumentinnen und Konsumenten heute gewohnt, nur „makellose“ Produkte im Sortiment der Supermärkte zu finden. Einer AMA Statistik zufolge, ist für einen Großteil (82 Prozent) der Konsumentinnen und Konsumenten „Frische“ das wichtigste Kriterium bei Obst und Gemüse, gefolgt vom „Aussehen und Appetitlichkeit“ (57 Prozent). Erst danach werden „günstiger Preis“ (47 Prozent) und Produktionsfaktoren als Gründe für die Kaufentscheidung genannt. Demnach verkaufen sich die „Sonderlinge“ meist nicht so gut, wie die vergleichsweise perfekte Variante.

Auch für Tiefkühl- und Fertigprodukte eignen sich die speziell geformten Früchte und Gemüse meist nicht: Die Maschinen zur industriellen Weiterverarbeitung sind auf genormtes Obst und Gemüse eingerichtet, für Sonderlinge ist im industriellen Produktionsprozess kein Platz.

Gründe für mehr Vielfalt

Es gibt jedoch einige Gründe, Vielfältige Obst- und Gemüsesorten bringen jedoch einige Vorteile mit sich: Nachhaltige Landwirtschaft mit vielen robusten Sorten kommt ohne Gifte aus und kann auch Wetterextreme abfedern. Monokulturen hingegen, laugen die Böden aus, sind wesentlich anfälliger für Schädlinge oder Klimaschäden und garantieren keine Ertragssicherheit. Der Anbau und Austausch von regionalen Sorten, welche lokal gut angepasst sind und sich wieder aussäen lassen, fördert zudem die Ernährungssouveränität in aller Welt. Durch einen bewussten Konsum von alten und seltenen Gemüsesorten kann jede und jeder Einzelne zu deren Erhalt beitragen.

Überschüssiges Obst und Gemüse, das nicht schön genug für den Markt ist, wird auch vermehrt in der heimischen Start Up Szene als Ressource erkannt. Unverschwendet holt zum Beispiel die Produkte bei Privatpersonen oder bei landwirtschaftlichen Betrieben ab und verarbeitet diese zu Marmelade, Sirup oder Chutney. Für den Eigenanbau sind alte und ursprüngliche Obstsorten zum Beispiel beim Verein der Arche Noah erhältlich. Um der Wegwerfkultur auch im Handel entgegenzuwirken, bieten österreichische Supermärkte unter dem Markennamen „Wunderlinge“ auch Obst und Gemüse an, das trotz eigenwilligem Aussehen einwandfrei in Qualität und Geschmack ist – zu einem günstigeren Preis.