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RatgeberFisch und Meeresfrüchte

Für etwa drei Milliarden Menschen zählt der Konsum von Fisch und Meeresfrüchten zur Haupt-Proteinquelle ihrer Nahrung. Vor allem fettreicher Fisch enthält wertvolle Omega-3-Fettsäuren und ist auch in Österreich beliebt, wobei überwiegend auf Importe zurückgegriffen wird. Die industrielle Fischerei und Überfischung der Meere hat global betrachtet dazu geführt, dass nahezu 35 % der kommerziell genutzten Fischbestände überfischt sind (Stand: Juli 2022) und das Ökosystem im Wasser langfristig geschädigt ist. Zur Förderung eines nachhaltigen Fischbestandes hilft es, seinen Konsum zu reduzieren, sich vorab zu informieren und auf regionalen (Bio-)Fisch zurückzugreifen.

Tipps für mehr Nachhaltigkeit beim Verzehr von Fisch und Meeresfrüchten

1. Reduziere übermäßigen Fischkonsum – pflanzliche Alternativen helfen dabei

Konsumiere bewusst, betrachte Fisch und Meeresfrüchte als wertvolles Gut und setze dabei auf Qualität vor Quantität. Um den Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken eignen sich auch hochwertige Pflanzenöle. Es gibt auch immer mehr pflanzliche Produkte, die Fisch oder Meeresfrüchten nachempfunden sind und sowohl geschmacklich, aber auch was Konsistenz und Aussehen betrifft, dem Original bereits sehr nahe kommen zum Beispiel auf Basis von Algen. Algen bringen nicht nur geschmacklich ebenso das Meer auf den Teller, sondern enthalten genau wie Fisch wertvolle Inhaltsstoffe. Da Algen einen schwankenden Jodgehalt haben können, sollten sie v.a. in der Schwangerschaft nur in Maßen verzehrt werden, um einer Überdosierung vorzubeugen.

Tipp: Ein Beispiel für eine pflanzliche Fischalternative aus Österreich ist „Revo Foods“, die veganen Lachs bieten. Mehr darüber erfährst du im Interview mit „Revo Foods“.

2. Informiere dich vorab

Mach dich über Herkunft und Fangmethoden schlau oder lass dich von einem Fisch-Händler/einer -Händlerin deines Vertrauens beraten. Seit 2013 muss aufgrund des europäischen Fischetikettierungsgesetzes am Etikett stehen, wo und wie der Fisch gefangen wurde.

Tipp: Hier findest du Detailinformationen zu Fischarten, Fangmethoden und Fanggebieten:

Achte beim Einkauf bei deiner Fischhändlerin oder deinem Fischhändler auch darauf, nur erwachsene Fische zu kaufen, die durch ihre erworbene Geschlechtsreife den Bestand unterstützen konnten. Informiere dich auch beim Auswärtsessen über Ursprung von Fisch und Meeresfrüchten oder entscheide dich für ein pflanzliches Gericht.

3. Wähle heimischen Fisch und achte bei Aquakulturen auf Bioqualität

Wenn Fisch, dann entscheide dich am besten für heimische Fisch-Arten wie Karpfen, Forelle und Saibling – so unterstützt du gleichzeitig Betriebe in Österreich und reduzierst CO2-Emissionen durch kürzere Transportwege. Stammen die Fische aus Aquakulturen dann bevorzuge jene mit Bio-Zertifizierung, denn Teichanlagen oder Netzgehegen die eine ökologische Aquakultur betreiben, erfüllen höhere Anforderungen an Tierwohl und Umweltschutz.

4. Vermeide den Konsum von Fischarten, die durch Überfischung bedroht sind und achte auf Gütesiegel

Auf Arten wie den Rochen, Aal, Dornhai (bekannt als „Schillerlocke“ oder „Seeaal“) oder auch Nordseekrabben solltest du (Stand Dezember 2023) verzichten, denn sie sind stark gefährdet. Aktuelle Detailinfos zu bedrohten Arten und Fanggebieten findest du im WWF-Fischratgeber.

Das MSC-Zertifikat (für Wildfisch) und das ASC-Zertifikat (für Fischzuchten) streben an, Fische aus nachhaltig geführten Fischereien oder Aquakulturen zu fördern, die nicht zur Überfischung beitragen. Die Siegel helfen bei der schnellen Orientierung und sind daher nicht zertifizierten Produkten jedenfalls vorzuziehen. Dennoch sind sie in den letzten Jahren auch bei Umweltschutzorganisationen in Kritik geraten. Daher sollten Konsument:innen insbesondere Herkunft und Fangpraxis zusätzlich berücksichtigen.


Fische in Transportbehältern
© Unsplash

Weltweiter Fischfang und Überfischung

Die steigende Nachfrage nach Fisch hat dazu geführt, dass global jeder Mensch mit durchschnittlich 20,5 Kilogramm Fisch im Jahr, mehr als doppelt so viel Fisch konsumiert, wie noch vor 50 Jahren. Dazu werden weltweit jährlich etwa 100 Millionen Tonnen Fisch gefangen. Die inoffiziellen Zahlen liegen, bedingt durch illegale Fischpiraterie und durch unerwünschten Beifang, weit darüber. Denn etwa 10% des Fischfanges gilt als unerwünschter Beifang. Davon betroffen sind unterschiedliche Fischarten, aber auch Bodentiere, Meeressäuger, Schildkröten oder Meeresvögel, die meist tot wieder zurück ins Meer geworfen werden. (FAO)

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Zwischen 1970 und 2010 gingen durch massive Überfischung die Fischpopulationen global um 50 Prozent zurück. Der WWF schätzt, dass heute bereits knapp 33 Prozent der weltweiten Fischbestände beinahe irreversible überfischt sind. Im Mittelmeer sind sogar 78 Prozent der Bestände nach Angaben der Europäischen Kommission überfischt. Die Europäische Union, als weltgrößter Fischimporteur, greift daher vermehrt auf Importe aus Ländern des globalen Südens zurück, um die Nachfrage zu decken. Zusätzlich zu den überfischten Gebieten im Meer entstehen vermehrt sauerstoffarme „Todeszonen“, in denen Fische nicht überleben können. Diese Zonen werden mitunter auch durch Düngemittel aus der Landwirtschaft verursacht.

Fische auf einem Holzbrett mit Zitronen und Kräutern
© Unsplash

Fisch und Meeresfrüchte im Binnenland Österreich

Als Binnenland ist Österreich besonders abhängig von Fisch-Importen. Bereits in weniger als einem Monat hat Österreich bei der derzeitigen Nachfrage seine jährlichen Fisch-Ressourcen verbraucht. Die durchschnittlich verzehrte Gesamtmenge an Fisch liegt hierzulande bei rund 65.000 Tonnen im Jahr – das entspricht rund 7,2 Kilogramm Fisch pro Kopf. Die Nachfrage an Fischen, Krebs- und Weichtieren wird zu knapp 93 % durch Importe gedeckt. Nur rund 7 % des konsumierten Fisches entstammen österreichischen Gewässern. Im Jahr 2022 wurden rund 5.500 Tonnen heimischer Speisefisch erzeugt, der fast gänzlich direkt von den Erzeugerbetrieben über den Ab-Hof-Verkauf und über die qualitätsorientierte Gastronomie vermarktet wird. (Statistik Austria)

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Heimische Fischarten

Zu den in Österreich am meisten produzierten Fischarten zählen: Regenbogenforelle (inklusive Lachsforelle), Bachsaibling, Karpfen, Bachforelle, Seeforelle, Afrikanischer Raubwels (nicht heimisch), Elsässer Saibling und Seesaibling. Wobei der Schwerpunkt der österreichischen Fischzucht mit insgesamt rund 422 Teichanlagen bei der Karpfen- und Forellenproduktion liegt.

Fischschwarm
© Unsplash

Herausforderung Aquakultur

Heute stammt bereits jeder zweite Speisefisch aus Aquakulturen. Denn um die weltweit große Nachfrage nach Fisch zu decken, werden Meeresfrüchte, Süß- und Salzwasserfische in kontrollierter Aufzucht, den sogenannten Aquakulturen, gezüchtet. Die Fischzucht zählt mittlerweile zu dem am stärksten wachsenden wirtschaftlichen Sektor, die allerdings auch Schattenseiten mit sich bringt. So birgt die konventionelle Aquakultur ökologische Probleme, die mit der intensiven Tierhaltung in der Landwirtschaft vergleichbar sind.

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Die Systeme sind sehr energieaufwendig und bieten keine artgerechten Lebensbedingungen. Die Tiere haben wenig Platz und sind daher stress- und krankheitsanfällig. Zudem können Zuchtfische Krankheiten und Parasiten auf Wildfische übertragen. Der Einsatz von Medikamenten wie Antibiotika, Wachstumshormonen und synthetischen Farbstoffen führt zu Rückständen im Fisch und belastet Gewässer und Küsten. Nicht vollständig verwertete Futtermittel, Ausscheidungen der Tiere sowie tote Fische können außerdem zur Überdüngung von Gewässern führen. Eine weitere Herausforderung in der Aquakultur sind fischfressende Fische, wie beispielsweise Lachse oder Zander, deren Futterquellen andere Fische sind (häufig Schwarmfische wie Sardinen, Sardellen und Makrelen) die ebenfalls dem Meer entnommen werden und damit zu einem ökologischen Ungleichgewicht führen.

Im Wasser schwimmende Fische
© Unsplash

Bio-Fische und Bio-Fischzucht in Österreich

Wie in der biologischen Landwirtschaft, gelten auch für die Fischzucht in biologischen Aquakulturen die Prinzipien einer artgerechten Tierhaltung. Bio-Fische dürfen langsamer wachsen, verfügen über ausreichend Platz und suchen sich ihr Futter überwiegend selbst. So dürfen, nach den biologischen Richtlinien, in einem Naturteich maximal zehn Kilogramm Salmoniden (lachs- und forellenartige Fische) pro Kubikmeter Wasser gehalten werden. In einem Karpfenteich schwimmen pro Hektar maximal 600 Tiere.

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Die Bewirtschaftung der Teiche erfolgt ohne Pestizide, vorbeugende Antibiotika, Hormone oder andere synthetische Zusatzstoffe denn die Erhaltung der ökologischen Vielfalt sowie der Gewässer- und Umweltschutz stehen im Vordergrund. Bio-Karpfen und Bio-Forellen aus österreichischer Teichzucht sind eine nachhaltige Alternative zu Meeresfischen. Allerdings wird die Bio-Fischzucht in Österreich nur von wenigen Teichbetrieben forciert, obwohl die Nachfrage gegeben ist. Größtenteils erfolgt der Verkauf der Bio-Fische über die Direktvermarktung.

Forellen in Aquakultur
© Pixabay

Alien Species in der Aquakultur

Neobiota, sogenannte Alien Species, sind Tierarten oder Pflanzenarten, die von Natur aus nicht in Österreich vorkommen, sondern sich erst mit Hilfe des Menschen – teils absichtlich eingebürgert, teils unbeabsichtigt verschleppt – hierzulande etabliert haben. Die zunehmende Verbreitung dieser nicht heimischen und gebietsfremden Arten gilt als einer der Hauptgründe für die Verdrängung der heimischen Biodiversität. Die Einflüsse von Neobiota in der Aquakultur sind vielfältig und reichen von Verdrängung und Prädation über Konkurrenz um Laichgründe bis hin zur Verbreitung von invasiven Unkräutern oder krankheitsübertragenden sowie pflanzenschädigenden Tierarten.

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Eine Gemeinschaftsverordnung der Europäischen Union legt Rahmenvorschriften für den Umgang mit Alien Species, die in geschlossenen Aquakulturanlagen gezüchtet werden, fest. Ziel dieser Verordnung ist die Prüfung der Auswirkungen und die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung. Derzeit findet in Österreich nur in geringem Ausmaß die Zucht von meldepflichtigen nichtheimischen und gebietsfremden Fischarten in geschlossenen Aquakulturanlagen statt.

Fischstäbchen
© pixabay

Umweltauswirkungen von Fisch im Vergleich zu Pflanzen am Beispiel von Fischstäbchen

Eine WWF-Analyse zeigt: Der ökologische Fußabdruck von Fischstäbchen ist fast viermal größer als der von pflanzlichen Alternativen. Für die WWF-Studie wurde der Produktzyklus von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Handel analysiert und Umweltkriterien wie Wasser- und Energieverbrach, Landnutzung, CO2-Emissionen, Luftemissionen oder Wasserschadstoffe, aber auch der Nährstoffgehalt berücksichtigt. Die negativen Auswirkungen von Fischstäbchen reichen von Überfischung bis zu Treibhausgasemissionen durch die Dieselverbrennung von Fangschiffen, die den Klimawandel vorantreiben.

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Obwohl auch die Produktion von pflanzlichen Stäbchen Treibhausgase erzeugt, überwiegt der negative Einfluss von Fischstäbchen in allen Umweltkategorien. Fischstäbchen bestehen hauptsächlich aus Kabeljau oder Alaska-Seelachs, die als fettarme Fischarten zudem kaum gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren beinhalten und deshalb auch in puncto Nährstoffgehalt nicht besser abschneiden, als pflanzliche Alternativen. Dennoch zählen beide Fisch-Arten zu den beliebtesten in Österreich, wobei keine davon einheimisch ist. Global betrachtet ist Alaska-Seelachs der zweit-beliebteste Speisefisch, aber zum Teil – je nach Fanggebiet – von Überfischung bedroht.


Quellen und weitere Informationen