© Unsplash KategorienAuf nachhaltiger SpurensucheCash only oder Kartenzahlung? Die Klimabilanz unserer Bezahlsysteme Der Trend zur Nachhaltigkeit spiegelt sich in vielen Verhaltensweisen wieder. Sei dies beim Einkauf regionaler Produkte, bei der Fahrt mit der Bahn statt dem Auto oder beim Griff zu Second Hand Produkten. Doch wie sieht die Umweltbilanz unserer Geldbörse, genauer gesagt, der Bankomatkarten und des Bargeldes aus? Macht es einen Unterschied, ob meine Zahlung mit der Karte oder doch mit Bargeld erfolgt? Alexandra Abel (Studierende der FH Wiener Neustadt, Campus Wieselburg) hat sich auf nachhaltige Spurensuche begeben. Bargeld als österreichisches Selbstverständnis Ein Leben ohne Bargeld wird in keinem Land so kritisch gesehen wie in Österreich. Eine internationale Studie der ING Group zeigt, dass sich lediglich 10 % der österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie eine Zukunft ohne Bargeld vorstellen könnten. Europaweit ist Österreich zusammen mit wenig anderen Ländern wie Deutschland, Spanien oder Italien damit eine Ausnahme im Hinblick auf die Art der Zahlung – Bargeld ist bis dato das präferierte Zahlungsmittel: 79% der Zahlungsvorgänge in Österreich (APA, 2020) werden noch mit Münzen und Scheinen getätigt. Spitzenreiter im Bereich Kartenzahlung ist hingegen Finnland. Hier wird mehrheitlich mit Bankomat- oder Kreditkarten bezahlt, während ein verschwindender Prozentsatz von 17 % noch mit Bargeld beglichen wird (Statista, 2021). Doch wie sieht dieses Verhalten in Hinblick auf die Klimabilanz aus? Sind Bankomat- und Kreditkarten eine grünere Alternative als Bargeld? Klimaschutz durch Plastikkarte? In einer umfangreichen Studie analysierte ein Forschungsteam aus den Niederlanden 2015 die Umweltauswirkungen von Kartenzahlungen gegenüber jenen von Bargeldzahlungen. Hierbei zeigte sich, dass Zahlungen mit der Bankomat- oder Kreditkarte tatsächlich insgesamt eine geringere Kohlenstoffemission aufweisen. Der ökologische Fußabdruck von Bargeldzahlungen liegt dabei um 36 % höher als bei Kartenzahlungen. Grund für diese Differenz liegt in der Beschaffungskette. Vergleich der Umweltauswirkungen von Kartenzahlsystemen basierend auf den Daten von Roos Lindgreen et al. (2018), sowie Hanegraaf et al. (2018).© Alexandra Abel Vergleich der Umweltauswirkungen von Bargeldzahlungen basierend auf den Daten von Roos Lindgreen et al. (2018), sowie Hanegraaf et al. (2018).© Alexandra Abel Schaut man sich die Zahlungskette der Bankomat- und Kreditkarten dahingehend genauer an, so verursachen die POS-Terminals („Point of Sale“-Terminal; Online-Terminal zum bargeldlosen Bezahlen an einem Verkaufsort z.B. in Supermärkten) die größten Umweltauswirkungen. Die Produktion der elektronischen Komponenten der Terminals, sowie der Stromverbrauch und Transport sind die primären Faktoren für den hohen Anteil in der Klimabilanz. Zusammengesetzt sind 72 % der Umweltauswirkungen bei Kartenzahlungen auf die Terminals zurückzuführen. An zweiter Stelle folgen zwei wesentliche Aspekte in der Karten-Zahlungskette. Einerseits der Energieverbrauch der Datenzentren, welche die Zahlungen mit Karten verarbeiten. Andererseits die Produktion der Karten selbst. Beide Apsekte tragen mit jeweils 9 % gleichermaßen zur Umweltbilanz bei. Bargeld: Produktion, Distribution und der Energieverbrauch verschlechtern die Umweltbilanz Bargeldzahlungen schneiden hinsichtlich der Umweltbilanz insgesamt schlechter ab als Zahlungen mit der Kredit- oder Bankomatkarte. Den größten Umwelteinfluss weist dabei der Transport von Banknoten und Münzen auf. Der Einsatz fossiler Brennstoffe beim Geldtransport macht mit 31 % den größten klimaschädlichen Einflussfaktor aus.Der zweite Punkt, welcher wesentlich zur Differenz hinsichtlich der Umweltauswirkungen führt, ist die Produktion der Kupfermünzen. Die Gewinnung von Kupfererz für die Münzproduktion schlägt mit 25 % zu Buche, dicht gefolgt mit 24 % mit der vom Bankomat. Hier spielt besonders der Energieverbrauch der Automaten eine Rolle (Hanegraaf et al., 2018). Umwelteinfluss von Bargeld senken Das negative Abschneiden von Bargeld zeigt jedoch auch gleichzeitig das Potenzial und die Möglichkeiten zur Verbesserung auf. Besonders der Umstieg im Stromverbrauch auf erneuerbaren Ressourcen würde den ökologischen Fußabdruck senken. Auch der Wechsel von fossilen Brennstoffen auf Elektromobilität würde die Klimabilanz von Bargeld deutlich verbessern. Was die Verwendung von Kupfermünzen betrifft, wäre eine Möglichkeit, die Produktion zu verringern und die bestehenden Münzen möglichst lange im Umlauf zu halten (Hanegraaf et al., 2018). Über die Autorin Autorin Alexandra Abel ist Studentin der Fachhochschule Wiener Neustadt, Campus Wieselburg. Der Beitrag wurde im Jänner 2021 im Rahmen der Lehrveranstaltung „Nachhaltiger Konsum“ verfasst. Die Umweltauswirkungen von Konsum in Industrieländern, Perspektiven des nachhaltigen Konsums, (privates) Nachhaltigkeitshandeln und der Zusammenhang von SDGs und nachhaltigen Konsum sind Teile des Lehrplans. teilen teilen teilen E-Mail Was dich noch interessieren könnte Zurück Gastbeitrag Susanne Hasenhüttl: Nachhaltig investieren Auf nachhaltiger Spurensuche Wie CO2-intensiv ist das Surfen im Web eigentlich? 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