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KategorienStart-ups aus ÖsterreichKlimafreundlich leben mit…inoqo

Die österreichische App inoqo erleichtert es Konsument:innen zu sehen, wie nachhaltig die Produkte sind, die sie tagtäglich im Supermarkt kaufen und animiert dabei gleichzeitig Unternehmen, die Nachhaltigkeit ihrer Produkte zu erhöhen. Wie es zur Idee kam, warum es manchmal so schwer ist, bewusst zu konsumieren, warum es sich aber trotzdem lohnt, erzählt das Team im Interview.

Was war die Initialzündung dafür, eine nachhaltige App zu gründen?

Die Idee zur App entstand aus einer einschlägigen Erfahrung unseres Gründers Markus Linder. Nachdem er erfolgreich sein erstes Start-up gegründet hatte, begab sich Markus mit seiner Familie auf eine dreimonatige, lebensverändernde Reise. Sie wanderten zum berühmten Briksdalsbreen-Gletscher in Norwegen und waren von seiner Schönheit überwältigt, erfuhren aber gleichzeitig, dass sich der Gletscher in den letzten 20 Jahren um mehr als einen halben Kilometer und seit 1950 um fast zwei Kilometer zurückgezogen hat. Markus erkannte, dass die Chancen, dass sein Sohn seinen Kindern eines Tages auch nur ein kleines Stück des Gletschers an dieser Stelle zeigen kann, gleich Null sind. Während ihrer Reise lernte die Familie weitere, ernüchternde Fakten zu Klimakrise und Biodiversität. Das öffnete Markus die Augen, dass er zum Wohle seines Sohns und seiner Nachkommen die Klimakrise dringend bekämpfen muss.

Wie ist es dann bis zur Gründung von inoqo weitergegangen?

Markus schloss sich mit fünf Co-Foundern zusammen, mit dem Ziel einen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise zu leisten. Das Ergebnis war die inoqo App, die Verbraucher:innen dabei unterstützt, nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen. Markus und seine Co-Founder haben die langfristige Hoffnung, dass dadurch auch Unternehmen in die Pflicht genommen werden, um der steigenden Nachfrage an umweltfreundlicheren Produkten nachzukommen.

Wie hat sich inoqo in den letzten Jahren entwickelt und wo steht ihr aktuell?

Wir sind sehr stolz darauf, wie wir innerhalb von nur zwei Jahren auf über 40 inoqies (so nennen wir unsere Mitarbeiter:innen) gewachsen sind. Unsere App ist mittlerweile ein beliebtes Werkzeug, um Konsument:innen in einer leicht verständlichen Form dabei zu helfen, fundierte Entscheidungen bei ihrem täglichen Lebensmitteleinkauf zu treffen. Dadurch können Kunden die nachhaltigsten Produkte auswählen, was wiederum Firmen dazu anspornt, nachhaltigere Produkte anzubieten. Nachhaltigkeit wird in Zukunft der entscheidende Faktor dabei sein, welche Firmen die nächsten Jahrzehnte überleben werden. Denn noch mehr als die Millennials, wächst mit der Generation Z (Anm.: jene, die zwischen 1997 bis 2012 Geborenen) eine Konsument:innengruppe heran, deren oberste Priorität die Gesundheit unseres Planeten ist. Mehr als 60% der Generation Z kaufen lieber nachhaltige Produkte und mehr als 70% sind bereit, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Das ist mehr als bei jeder anderen Generation vor ihnen.

Wie funktioniert inoqo genau?

Durch das Scannen des Kassenbons erhalten User einen Klimascore zwischen 0 und 100, der aussagt, wie klimafreundlich die eingekauften Produkte sind (wobei 100 die beste und 0 die schlechteste Punktzahl ist). Für jedes einzelne Produkt wird auch der CO2-Abdruck gemessen in kg ausgewiesen. Kund:innen können über unsere sogenannten Impact Insights noch weitere, genauere Details zu den einzelnen Produkten erfahren. Beispielsweise zeigen die Insights, ob die Produkte aus biologischem Anbau stammen, ob die Waren per Flugzeug transportiert wurden, ob Gentechnik verwendet wurde, welche Düngemittel eingesetzt wurden oder ob in der Produktion schonende Bodenbearbeitung zum Einsatz kam.

inoqo Team
Das Kernteam von inoqo will bewussten Konsum fördern

Warum ist es manchmal so schwer, unser eigenes (Konsum-)Verhalten zu verändern?

Eine große Hürde ist schlicht und einfach mangelnde Information. Das Thema Nachhaltigkeit ist äußerst komplex. Wir kennen alle den Slogan „regional kaufen“. Aber im Winter beispielsweise werden Tomaten in Österreich im emissionsintensiven Gewächshaus gezüchtet, während in Spanien das natürliche Klima ausreicht. In diesem Fall ist also regional nicht unbedingt CO2-ärmer. Das heißt es gibt viele Feinheiten zu beachten, wenn es darum geht nachhaltiger einzukaufen. Deshalb ist es unsere Mission, diese komplexen Themen aufzuschlüsseln und sowohl Konsument:innen als auch Händler:innen transparent aufzuzeigen, was die umweltfreundlichsten Optionen sind.

Mit versucht ihr Konsument:innen zu animieren, die App längerfristig zu nutzen?

Wir schaffen Anreize, um nachhaltiges Einkaufen zu belohnen. Durch Gamification, monatliche Gewinnspiele in der App, bei denen Gewinner ihre Ausgaben rückerstattet bekommen, oder Gutscheine in Kooperation mit unseren Partnern, machen wir nachhaltiges Einkaufen spaßiger.

Was bräuchte es aus eurer abseits der Konsument:innenebene für einen nachhaltigen Konsum?

Die Frage, die wir uns natürlich auch gestellt haben: ist es fair, die Verantwortung für nachhaltige Kaufentscheidungen alleine auf die Konsument:innen abzuwälzen? Wir finden klar, dass dem nicht so ist. Es braucht auch ein durchdachtes und taktisches Vorgehen, um Firmen dazu zu bewegen, sich mit der Nachhaltigkeit ihrer Produkte und Produktionsprozesse auseinanderzusetzen und diese zu optimieren. Es hat sich besonders im letzten Jahr für uns herauskristallisiert, dass wir durch die Setzung eines neuen Schwerpunktes auf den B2B-Sektor unsere Mission noch umfassender erfüllen können. Durch diese Erweiterung unseres Service können wir eine stärkere Wirkung bezüglich der Nachhaltigkeit von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus (von der Herstellung bis hin zur Entsorgung) erzielen. Deshalb haben wir besonders im letzten Jahr sehr hart daran gearbeitet, unser Angebot auf Lebensmittelproduzenten und Einzelhändler zuzuschneiden, damit wir einen noch größeren Einfluss auf die Schaffung nachhaltiger Produkte haben können.

Mit welchen Kriterien bewertet ihr die Nachhaltigkeit des Produktlebenszyklus?

Wir haben acht unterschiedliche Dimensionen entwickelt, nach denen wir Produkte bewerten – diese reichen von CO2-Fußabdruck, über Tierschutz bis hin zur sozialen Dimension, also Arbeitsverhältnisse, beispielsweise auf Plantagen, wo Kinderarbeit und Ausbeutung immer noch große Probleme sind.

Was ist eure Vision für inoqo und bewussten Konsum im Jahr 2040?

Unsere langfristige Vision ist es, das Wohlergehen unseres Planeten wiederzubeleben, indem wir den Übergang zu nachhaltigerem Konsum und nachhaltigerer Produktion zu beschleunigen. Wir begrüßen hier natürlich auch die Vielzahl neu eingeführter Regulierungen, die eine Emissionsreduktion obligatorisch machen, um das Ziel Netto-Null zur Realität zu machen. So hat die EU im Jahr 2020 einen Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft erstellt. Besonders glücklich sind wir auch über die von der EU geplante Einführung einer obligatorischen Nachhaltigkeitskennzeichnung und die Offenlegung von Informationen über Produkte entlang der Wertschöpfungskette für Konsument:innen. Dies ist eben genau unser Steckenpferd. Da diese Gesetze alle brandneu sind, wird es aber eine Weile dauern, bis wir die Wirkung dieser tatsächlich beurteilen können. Wir sind jedoch guter Hoffnung, dass wir bis 2040 den bestmöglichen Beitrag zur Rettung unseres Planeten leisten werden. Denn, was wir nicht vergessen sollten – es gibt keinen Planeten B.

Vielen Dank für das Gespräch!